Es gibt Dinge bzw. Skills, an denen arbeitet man etwas länger. So erging es mir auch in diesem Fall. Weil mich ein Blick von oben als studierte Stadt- und Regionalentwicklerin schon immer interessiert hat, legte ich mir vor einiger Zeit eine Drohne zu. Versicherte und registrierte sie. Achtete beim Kauf, dass sie ein gewisses Gewicht nicht überschreitet. Denn nur so konnte ich sicherstellen, dass ich nicht von Beginn weg einen Drohnenführerschein brauchen würde, um den Flug an sich zu üben. An dieser Stelle sei allerdings erwähnt, dass ich in naher Zukunft sehr wohl diesen Führerschein anstreben werde. Bis dahin habe ich allerdings noch ein wenig Zeit, um zu lernen – und Aufnahmen aus der Vogelperspektive anzufertigen.

Warum mich die Vogelperspektive fasziniert

Sich mal einen Überblick zu verschaffen – wer hätte das nicht gern? Genau da sind wir schon bei dem zentralen Punkt, der mich an Aufnahmen aus der Vogelperspektive fasziniert. Von oben verändert sich der Blick auf die unmittelbare Umgebung. Sie erweitert zudem den Blick auf die angrenzende Gegend. Wer anschließend genauer hinsieht, erkennt meist Siedlungsstrukturen oder besondere Merkmale einer Landschaft. Oder auch einfach nur die besondere Situation, die man von oben zu jenem Zeitpunkt aufgenommen hat. Gleichzeitig vermittelt mir das Fliegen der Drohne ein wenig das Gefühl des Freiseins. Was im ersten Moment paradox klingt, wenn man bedenkt, wie viele Regeln für die Verwendung solcher Flugobjekte (auch für jene unter 250 Gramm) von Behörden aufgestellt wurden. Nun gut, Spaß macht das Fliegen trotzdem.

Einzelne Aufnahmen aus der Vogelperspektive

An dieser Stelle möchte ich nun ein paar Aufnahmen vorstellen, die ich in den letzten fünf Monaten aufgenommen habe. Im Rahmen meiner Möglichkeiten, betreffe es nun meine „Flugkünste“ oder auch mein Reiseverhalten, zeige ich nun Bilder, die in zwei unterschiedlichen Nationen Europas entstanden sind. Die Gründe der Entstehung dieser Aufnahmen liefere ich in diesem Zuge auch mit. Denn bei mir gibt es eigentlich kein Foto, das gedankenlos entstanden wäre.

Ein Strandabschnitt von oben

Dieser Strandabschnitt befindet sich in Torre Santa Sabina (Apulien). Diese Aufnahme ist am 24. Dezember 2023 entstanden. Es zeigt einen sehr kleinen Abschnitt des Strandes mit dem Übergang ins Meer. Die Außentemperatur lag an jenem Tag bei angenehmen 19°C und es war vergleichsweise windstill, sodass ich die Drohne ohne Bedenken aufsteigen lassen konnte. Begleitet hat mich bei diesem Flug mein Bruder, der einen kritischen Blick auf meine „Flugkünste“ warf (er ist eindeutig der bessere Flieger von uns beiden – aber man lernt im Leben immer ein wenig dazu und kann sich immer weiter verbessern). 😉

Vogelperspektive - Strandabschnitt in Apulien - © ausgeglichen unterwegs
Ein Strandabschnitt von oben – fotografiert in Torre Santa Sabina (Aufnahme: © ausgeglichen unterwegs, Dezember 2023).

Was habe ich mir bei dieser Aufnahme gedacht?

In meiner Erinnerung waren diese Stunden am Strand unglaublich erholsam und die Stimmung war recht entspannt. Die wenigen Menschen, die dort anwesend waren, redeten ausgelassen und genossen die Meeresluft an einem angenehmen Dezember-Tag. Der Sound der Wellen, die Vögel, die Sonne – alles erschien so idyllisch. Von unten sieht dieser Strandabschnitt nicht so spektakulär aus. Dann ließ ich die Drohne steigen und bemerkte den Verlauf des Strandes ins Meer hinein. Sah die unterschiedlichen blaugrünen Farbtöne, die immer intensiver wurden, je weiter man ins Gewässer hineingehen würde.

Ich beschloss, dieses Foto im Nadir zu fotografieren, um sowohl diesen Verlauf als auch den vermeintlich ruhigen Strandabschnitt ins Bild zu holen. Mit der Ruhe ist es in diesem Bild allerdings nicht allzu weit her, obwohl es sich um ein Standbild handelt. Die kleinen Wellen, die auf den Strandabschnitt trafen, spiegelten sich durch die Sonneneinstrahlung auf dem Meeresboden. Dadurch entstanden diverse Muster, die einerseits den Großteil der Wellenrichtung zeigten, andererseits allerdings auch jene Stellen offenlegten, an denen es kleinere Verwirbelungen gab. Dort, wo die Wellen auf den Sandstrand trafen, wurden Muscheln und kleinere Steine ans Land gespült. Faszinierend, was auf viele Menschen beruhigend wirken kann und bei genauerer Betrachtung des Vorgangs aus der Vogelperspektive eigentlich eine unglaubliche Dynamik entfaltet.

Am Staugewässer

Gerade in den ersten Tagen im April 2024 wurden für diese Jahreszeit schon ungewöhnlich hohe Temperaturen gemessen (es sollten immer wieder kleinere Temperaturstürze folgen). Ich beschloss, an einem sonnigen Tag mit der Drohne hinauszufahren, um einzelne Aufnahmen entlang der steirischen Eisenstraße zu tätigen und meine Flugkenntnisse in der Praxis zu erweitern. Eine der lieblicheren Ortschaften ist – aus meiner Sicht – Hieflau in der Gemeinde Landl. Dort fließt der Erzbach in die Enns. Besonders bemerkenswert ist allerdings ein kleineres Staugewässer (der Waagspeicher) im Ortsteil Waag. Und genau dort habe ich dieses Foto aufgenommen.

Vogelperspektive - Hieflau - © ausgeglichen unterwegs, April 2024
Einer meiner Übungsflüge in Hieflau (Aufnahme: © ausgeglichen unterwegs, April 2024).

Meine Gedanken bei diesem Bild

Dieses Foto blickt in Richtung Süd bis leicht Süd-Ost. Der nordöstliche Teil des Waagspeichers ist darauf, dahinter noch ein wenig zu erkennen ist der (leider dauerhaft geschlossene) Coworking-Campus, in welchem ich im September 2023 ein Wochenende verbringen konnte. Je weiter man den Blick schweifen lässt, desto mehr erheben sich die Berge im Hintergrund, die zu diesem Zeitraum noch leicht schneebedeckt waren. Einzelne Schleierwolken sind am Himmel zu erkennen. Und die kleine Person im unteren Bereich des Bilds – das bin ich. Von hoch oben die Rückseite fotografiert, schaue ich mir dabei ziemlich beeindruckt die Umgebung an.

Immer wieder, wenn ich zum Fotografieren ins Freie fahre, bin ich erstaunt über die verschiedenen Landschaften, über diese Urgewalt der Natur. Gleichzeitig sehe ich, mit welchem Aufwand Menschen Landschaften verändern, um ihre (vermeintlichen) Bedürfnisse zu befriedigen. Der Waagspeicher ist ein gutes Beispiel für einen solchen Eingriff in die Landschaft. Man sieht gleichzeitig, wie klein wir Menschen tatsächlich sind, wenn man alle anderen Elemente dieser Aufnahme betrachtet. Genau das wollte ich mit diesem Foto zeigen: Der Mensch ist ein sehr kleiner Teil eines riesigen Ökosystems, das es zu schützen gilt.

Die gedankliche Vogelperspektive

Wir sollten, gerade in Anbetracht des Klimawandels, demütiger und zugleich jeden Tag dankbar sein, dass wir in einer solch schönen Region leben können. Vielleicht weniger gegeneinander agieren und stattdessen das Miteinander stärken. Weniger sudern, mehr anpacken – das wäre ja mal ein fast schon revolutionärer Ansatz, nicht wahr? Anstatt uns über Probleme aufzuregen, könnten wir uns zur Abwechslung mal überlegen, wie wir Herausforderungen in Zukunft gemeinsam meistern werden. Damit auch nachfolgende Generationen etwas davon haben. Ich glaube, sie würden es uns wirklich danken. So, genug gegrantelt für heute. 😉

Fazit: Mal eine andere Perspektive.

Ein wenig abhängig ist man schon vom Wetter, wenn man in der Vogelperspektive etwas fotografieren will. Doch wenn man gute bis optimale Bedingungen hat, dann macht das Fotografieren mit der Drohne richtig Spaß. Könnte sein, dass vielleicht mal wieder das eine oder andere Foto im Postkartenformat entsteht. Die Perspektive von oben ist für mich unglaublich spannend zu erleben und zeigt mir die Landschaften aus komplett anderen Blickwinkeln. Bis ich künftig weitere Aufnahmen veröffentliche, heißt es für mich allerdings: Üben, um besser zu werden. Den Blick trainieren, um die Landschaft noch gezielter ins Bild aufzunehmen. Und sich mit der Technik vertraut zu machen, um möglichst lange Spaß mit der Drohne zu haben. 🙂