Zur Hauptstadt Dänemarks fallen mir so viele positive Eigenschaften ein. Die Bevölkerung dieser Stadt ist progressiv, ökologisch bewusst, jederzeit in Bewegung und innovativ. Doch das umschreibt diese Stadt, um die es im heutigen Beitrag geht, bei weitem nicht. Mein Aufenthalt dort offenbarte mir so einige Bewusstseinserweiterungen (keine illegalen!). Die (sehr langen) Spaziergänge (ent-)führten mich in eine Stadt, die ich in einer solchen Form nicht erwartet hatte – in ein unterhaltsames Kopenhagen. Eine Stadt, die scheinbar nachts auch nicht schläft (wie New York etwa?), wo Brücken so innovativ sind, dass sie in vielen universitären Vorlesungen Erwähnung finden – ich könnte diese Liste noch ewig fortsetzen. Es gibt also viel zu entdecken.

Ein paar Facts zu Kopenhagen

Nachdem ich die Tage davor vor allem sehr viel Landschaften (und Zugabteile) gesehen hatte, ging es wieder zurück in eine größere Stadt. Im Jahr 2022 lebten in Kopenhagen 644.431 Personen. Wie beliebt die Stadt ist, zeigt die Bevölkerungsentwicklung der letzten zehn Jahre: Es ist ein Zuwachs von knapp 94.000 Personen zu verzeichnen, die sich in diesem Zeitraum in Kopenhagen niederließen. Was soll ich sagen? Eine durchaus nachvollziehbare Wahl. Denn Jahr für Jahr landet Kopenhagen in Puncto Lebensqualität in den verschiedensten Rankings auf den vorderen Plätzen – hier z. B. im häufig zitierten Ranking von der BCG sogar auf dem Spitzenplatz bei den sogenannten mittelgroßen Städten.

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Radhauptstadt #1

Die Hauptstadt Dänemarks ist in Europa als Fahrrad-Hauptstadt bekannt. Nun kann man sich darüber streiten, ob Amsterdam, Utrecht oder Kopenhagen diesen Titel innehaben dürfen. Doch nur die dänische Hauptstadt hat einen Ausdruck dafür (der zugegebenermaßen von einer Design-Agentur stammt): Copenhagenize. Und der Copenhagenize-Index bemisst anhand mehrerer Parameter, wie radfreundlich eine Stadt eingeschätzt werden kann. Darunter zählen dann unter anderem so etwas wie Rad-Infrastruktur, besondere Services – und auch die Anzahl der Personen (gemessen an der Bevölkerung), die regelmäßig mit dem Rad in der Stadt unterwegs sind.

Laut diesem Index ist Kopenhagen, zumindest in dieser Hinsicht, die Nummer 1 unter den radfreundlichen Städten dieser Welt. Wenn man also ein unterhaltsames Kopenhagen erleben will, dann macht man das entweder zu Fuß – oder eben auf dem Rad. Die Radinfrastruktur ist den Stadtentwickler:innen so wichtig, dass sie sehr viel Wert auf Design legen. Eine der wohl bekanntesten, weil auch häufig in den Medien und Wissenschaften gezeigte Radbrücke ist die Circle Bridge (auf Dänisch: Cirkelbroen). Ich habe mir selbst ein Bild von dieser Brücke gemacht – auch weil sie mir so häufig während meines Studiums (in der wissenschaftlichen Literatur) untergekommen ist.

Ein kurzer Kameraschwenk über die bekannte Cirkelbroen (Video: © ausgeglichen unterwegs, April 2023; Hinweis: Videoqualität durch Upload etwas beeinträchtigt.).

Tagsüber ein unterhaltsames Kopenhagen erleben

Vorweg – um ein wirklich unterhaltsames Kopenhagen zu erleben, sollte man diverse Sehenswürdigkeiten außerhalb der Stoßzeiten besuchen – oder aber manchmal ganz darauf verzichten. Die kleine Meerjungfrau (eine Statue) habe ich bspw. nur von weitem fotografiert, weil so viele Menschen davor standen. Auch auf einen Besuch im Tivoli habe ich verzichtet. Mir war auf dieser Reise eher nicht nach einem Vergnügungspark – empfehlen würde ich einen Besuch allerdings schon all jenen, die Vergnügungsparks lieben. Denn schließlich soll der Kopenhagener Tivoli der meistbesuchte Freizeitpark der Welt sein. Amüsieren wollte ich mich allerdings auf eine andere Art und Weise. Und genau dafür bietet Kopenhagen eine ganze Menge.

Ein morgendlicher Spaziergang am Nyhavn

Wenn man den Nyhavn nicht vollkommen überlaufen erleben will, sollte man diesen in den Morgenstunden besuchen. Niemand Geringeres als Hans Christian Andersen lebte hier in dieser Umgebung (u. a. in der Hausnummer 20) und schrieb dort diverse Märchen. Früher war dieses Gebiet ein geschäftiger Hafen. Inzwischen haben sich in diesem Gebiet viele (teilweise hochpreisige) Restaurants angesiedelt und viele Tourist:innen erfreuen sich über den einen oder anderen Schnappschuss der sehr gepflegten Gegend. Mir persönlich ist aufgefallen, dass die Gebäude hier besonders gut in Schuss gehalten werden. Kann mir vorstellen, dass die Restaurationsarbeiten an solch historischen Häusern sehr aufwändig sein können. Ebenfalls wissenswert: Das älteste Haus im Nyhavn stammt wohl aus dem Jahr 1681 (lt. Angaben des dänischen Tourismusverbands). Es handelt sich hierbei um das Gebäude mit der Hausnummer 9.

Unterhaltsames Kopenhagen - Nyhaven - © ausgeglichen unterwegs
Nyhavn ist wohl einer der schönsten Stadtteile Kopenhagens (Foto: © ausgeglichen unterwegs, April 2023).

Skifahren ist ein unterhaltsames Unterfangen – auch in Kopenhagen!

Wie bitte? Skifahren in Kopenhagen? Ja, aber klar doch! Nur halt nicht so, wie man sich das für gewöhnlich vorstellt. Man kann sich (völlig berechtigt) fragen, wie man in einer größtenteils eher flachen Stadt Ski oder Snowboard fahren kann. Nun, die Lösung flasht mich persönlich bis heute. Denn auf dem Dach einer nach wie vor betriebenen Müllverbrennungsanlage (ja, richtig gelesen!) wurden diverse Zauberteppiche und Schlepplifte installiert, um darauf abfahren zu können. CopenHill nennt sich dieser außergewöhnliche Ort. Beworben wird CopenHill als „Kopenhagens erstes Skigebiet“. Neben der „Ski- und Snowboardpiste“ gibt es dort eine Kletterwand sowie diverse Wege (mit vielen Treppen). Beworben wird der Standort als innovativ und nachhaltig, da man ressourcenschonend mit dem ohnehin schon knappen urbanen Raum umginge. Aus meiner Sicht ist CopenHill ein außergewöhnlicher Ort, der durchaus als Vorbild für andere Standorte herhalten kann.

Dass das Abfallwirtschaftszentrum (wie es heute bezeichnet wird) nach wie vor aktiv ist, kann man vor Ort erfahren. Als ich dort war, musste ich mich ca. 1,5 Stunden gedulden. Grund waren mehrere Arbeiten in der Anlage – damit waren der Aufstieg und alle auf der „Piste“ verfügbaren Lifte vorerst nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Allerdings gibt es die Möglichkeit, diese Wartezeit im direkt daneben platzierten Café zu verbringen. Bei einem Kaffee und Muffin ließ sich die Zeit auch ganz gut überbrücken. Denn man braucht schon ein wenig Ausdauer und Kraft, um die vielen Stufen zu Fuß hinauf zur Aussichtsplattform zu gelangen. Oben wird man mit einem wunderbaren Blick über die Stadt bis ins schwedische Malmö belohnt. Wenn man gerade keine Lust hat, die Piste hinunter zu fahren, dann kann man CopenHill allein aufgrund der wunderbaren Aussicht besuchen. Es lohnt sich, wenn man mich fragt.

Unterhaltsames Kopenhagen - Aussicht von Copenhill nach Malmö - © ausgeglichen unterwegs
Eine der möglichen Aussichten von der oberen Plattform des CopenHill – im Hintergrund ist die Silhouette von Malmö erkennbar (Foto: © ausgeglichen unterwegs, April 2023).

Unterhaltsame Stunden im Botanischen Garten

Mir persönlich ist aufgefallen, wie viel Wert in Kopenhagen auf Parks, (konsumfreie) Freizeiträume, und Begrünung gelegt wird. Darum habe ich mir die Zeit genommen, und bin an einem weiteren Vormittag durch den Botanischen Garten spaziert. Gut, ich habe nur sehr wenig Ahnung von Pflanzen. Aber solche Anlagen sind ja auch dafür da, dass man die eigenen Wissenslücken ein wenig aufbessert. Neben den entspannten Augenblicken in den verschiedenen Teilen des Botanischen Gartens, konnte ich die Tiere beobachten, die sich sichtlich wohl in ihrer Umgebung fühlten. Neben zahlreichen Enten hoppelten immer mal wieder Eichhörnchen auf den lichten Bäumen empor. Was mir besonders positiv in Erinnerung geblieben ist: Es wird kein Eintrittsgeld verlangt. Der Botanische Garten ist somit für alle zugänglich.

Abends ein unterhaltsames Kopenhagen erleben

Nun können wir uns wieder darüber unterhalten, welche Vor- und Nachteile es hat, wenn man allein unterwegs ist. Ein Vorteil liegt dabei auf der Hand: Man lernt Menschen kennen, die ebenfalls die Welt erkunden wollen. Und so kam es, dass ich in Kopenhagen glücklicherweise im Steel House nächtigte und dabei richtig coole Leute kennenlernte. Es ergab sich also, dass der eine oder andere Abend dafür genutzt wurde, sich kennenzulernen. Jede einzelne Persönlichkeit, die ich an jenen Tagen in diesem absolut empfehlenswerten Hostel kennenlernen durfte, wünsche ich nur das Allerbeste fürs Leben. Vielleicht sieht man sich wieder – wenn auch sicherlich in einer anderen Konstellation. Ich glaube, ich werde gerade sentimental… So viele nette, weltoffene Menschen!

Richtig unterhaltsam wird es dann in den Bars.

Wie reagiert man denn am besten auf einen Vorschlag einer neuen Hostel-Bekanntschaft, mal kurz eine geheimnisvolle Bar aufzusuchen? Naja, nach dem einen oder anderen Bierchen an der Hostel-Bar: Just let it flow. Wir haben an einem Abend das Curfew besucht. Eine Bar, die man erst einmal finden muss, wenn man nicht unbedingt ein Navigationsdienst in Anspruch nimmt. Ich sag mal so – der Eingang in die Bar ist ziemlich speziell. Mein Tipp: Lasst für einen Abend lang den inneren Schwaben in euch ruhen und probiert unbedingt den Cocktail „Marie Currie“. Für einen gediegenen Abend mit sehr netten Menschen ist die Bar wie gemacht.

Weitere lässige Bars (allerdings alles andere als günstig) sind auf der Webseite von visit copenhagen aufgelistet. Auch hier möchte ich noch einen anderen Tipp meinerseits mitgeben: Wenn man auf Google Maps „Hidden Bars Copenhagen“ eintippt, bekommt man ebenfalls einen ganz guten Überblick. Aus meiner Erfahrung heraus ist Kopenhagen bei Nacht ganz schön stylisch. Und wenn man mal etwas zu tief ins Glas geschaut hat, dann macht man das, was man aus dem Alltag auch kennt: Man steuert die nächste Imbissbude an und gönnt sich etwas Gutes (und hofft, dass man am nächsten Morgen keinen allzu krassen Kater davonträgt). Kleiner Spoiler an dieser Stelle: Von den sehr lustigen Abenden sollte ich den darauffolgenden Tagen nichts spüren.

Ein kurzer Blick in die Bar „Curfew“ (Video. © ausgeglichen unterwegs, April 2023).

Eine der letzten Stationen auf meiner Interrail-Reise

So langsam macht sich ein wehmütiges Gefühl breit. Solch wunderbare Erfahrungen kommen einem immer so unfassbar kurz vor. Umso wichtiger ist es, diese Momente ganz bewusst wahrzunehmen. Meine Zeit in Kopenhagen war fantastisch. Die Leute, die ich dort kennenlernen durfte, im positivsten Sinne interessante Persönlichkeiten. Am Abend vor meiner Weiterfahrt schaue ich auf meine Interrail-App und sehe, wie viele Kilometer ich bereits mit dem Zug gefahren bin und wie viele Züge ich dabei verwenden musste, um diese Strecke bewältigen zu können. Mit einem Lächeln im Gesicht schlief ich schließlich ein.

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Ist das alles?

Während der Reise nahm ich mir sehr viel Zeit, um nachzudenken. Ich dachte auch über diesen Blog nach und wie ich ihn weiter entwickeln kann. Eine Entscheidung, die ich während meines Interrail-Trips getroffen habe, ist, dass ich nicht mehr alle meine Aktivitäten in meinen Beiträgen veröffentlichen werde. Denn ich habe etwas mehr mehr unternommen, um letztlich ein sehr unterhaltsames Kopenhagen zu erleben. Stattdessen habe ich ein weiteres Projekt angestoßen, das ich in den nächsten Monate entwickeln werde. Sobald ich mit dem Ergebnis zufrieden bin, werde ich in einem gesonderten Post dazu verfassen. Seid ihr gespannt? Ich auch – denn bei solchen Projekten kann man zwar vieles durchplanen. Doch das Endergebnis unterscheidet sich dann manchmal doch von jenem, das man anfangs im Sinn hatte.