Frisch gestärkt geht es von Como aus weiter in Richtung Süden. Nachdem sich die Planungen etwas geändert haben und die Buchung einer weiteren Unterkunft direkt an der ligurischen Küste funktioniert hat, war das neue Ziel für Tag der Anreise Savona. Zufälligerweise führt die Strecke an Mailand vorbei. Vor genau 10 Jahren war ich das letzte Mal dort – für einen Tagesausflug ist die Stadt allemal sehenswert. Gutes Essen, saubere Innenstadt, Modeboutiquen, wohin das Auge reicht. Warum nicht einfach mal ein bisschen schlendern und sich von den Auslagen der Geschäfte inspirieren lassen? Zu Mittag sollten wir schließlich auch noch irgendwo etwas essen. Dass das Frühstück allerdings erst relativ spät stattgefunden hat… Ach, was soll’s! In diesem Sinne: Wohl bekomms!
Durch den (un)vermeidbaren Stau in Richtung Süden
Um Como herum gab es aufgrund diversester Baustellen entsprechenden Stau. Da kommt natürlich Freude auf. Nicht. Eher diese unsägliche Frage: Warum müssen andauernd über die Sommermonate, für gewöhnlich die Haupturlaubszeit in Europa, eigentlich immer Bauarbeiten auf den Straßen durchgeführt werden? Im verlinkten Artikel behauptet jemand allen Ernstes: Weil es in diesen Monaten am wenigsten stört. Äh, vielleicht in Gegenden, die kaum Sommertourismus haben. Für Reisende im Auto ist das teilweise echter Stress. Da kann man dann schon mal den Erholungseffekt gefühlt in die Tonne treten. Eine weitere, etwas verständlichere Begründung liefert die Asfinag. Kurz zusammengefasst: Autobahnen seien den saisonalen Witterungen ausgesetzt, weshalb immer mal wieder Sanierungen durchgeführt werden müssten. Erscheint mir persönlich total logisch zu sein. Tja, so geht Kommunikation! Erklären, warum etwas so ist, wie es ist.
Auf einen Mittagsbummel nach Mailand? Wohl bekomms!
Das Wetter jedenfalls schien fast wie gemacht für einen kurzen Stadtbummel in Mailand. Es regnete immer mal wieder etwas, der Himmel war bewölkt und die Temperaturen dadurch sogar ganz erträglich (um die 22° bis 24° Celcius). Die Fahrt in Richtung Mailänder Zentrum war noch relativ entspannt. Bis zum Parkhaus: Ab da brauchte es Nerven aus Stahl, denn es wurden immer nur vereinzelt Parkplätze frei und über den Fahrstil einiger Menschen mit vermeintlich eingebauter Vorfahrt, muss ich nun wirklich kein Wort mehr verlieren. Welche Szenen sich vor diesem Parkhaus abspielten? Das stelle sich jeder bitte selbst vor. In dieser Situation habe ich jedenfalls mehrmals mit dem Kopf geschüttelt – und gelacht.
Diese wunderbare Architektur!
Uff, geschafft! Das Auto steht endlich, der Rollstuhl wurde montiert und nun geht es ab in die Galleria Vittorio Emanuele II. Ich hatte noch in Erinnerung, dass diese wunderschöne Einkaufs-Passage ganz in der Nähe des Parkhauses und zudem barrierefrei zugänglich ist. Sie ist zudem eine der exklusivsten Adressen Europas was Mode- und Schmuckboutiquen betrifft. Man gönnt sich doch sonst nicht so viel. Warum also nicht mal ein bisschen über die Stränge schlagen? Schließlich soll sich mein Urlaub vom Alltagstrott doch merklich unterscheiden.
Beeindruckender finde ich allerdings die Architektur des Gebäudes. Ich persönlich könnte dort Stunden verbringen, ohne auch nur in irgendeine Boutique hinein zu spazieren, weil es so viele Details an diesem Prachtbau zu entdecken gibt. Naja, gut, vielleicht hätte ich doch die eine oder andere Boutique besucht. Jedenfalls, und da schließe ich mich wohl der Einschätzung vieler Reiseblogger an: Wenn man Mailand besucht, dann ist ein Abstecher in die Galleria Vittorio Emanuele II fast schon ein Muss.
Gut essen? Wohl bekomms!
Nun bekommt man immer mal wieder den Tipp von Außenstehenden, nicht direkt an den touristischen Hotspots etwas essen zu gehen. Das kann ich so nicht immer bestätigen. Sicherlich gibt es Orte, auf die es zutrifft. Aber wenn eine Stadt mit Luxus, Mode, Kunst und gutem Essen wirbt, dann kann man sich getrost auch in die Galleria Vittorio Emanuele II hineinsetzen und sich dort das Mittagsessen schmecken lassen. Das Ristorante Galleria wurde es letztlich und diese Entscheidung war goldrichtig! An dieser Stelle kann ich wieder für mich und meinen Reisebegleiter schreiben: Wir wurden hervorragend bedient und das Essen ist jeden Eurocent wert.
Dazu möchte ich eine kleine Anekdote aus meiner Jugend erzählen. Auf einer Hochzeit in Italien wurde mir zur Vorspeise Austern empfohlen. Mit einem Spritzer Zitrone und ein wenig Pfeffer sollte mir diese besonders noble Muschel, die einst ein Armenessen war, munden. Machen wir es kurz: Ich verschluckte mich daran und traute mich seit dem nicht mehr, Austern zu verzehren. Wenn man sich die Reaktion meines Körpers in dieser Situation vorstellt, dann… Wohl bekomms! Dementsprechend beeindruckt war ich noch von diesem Ereignis. In Mailand probierte ich es auf Einladung meines Reisebegleiters dann doch wieder. Was soll ich schreiben? Jugendtrauma ist damit wohl überwunden. 😉
Anschließend zum Verdauungsspaziergang an den Boutiquen vorbeischlendern, mit einem kurzen Abstecher in den Mailänder Dom
Nach diesem wunderbaren Essen bot sich selbstverständlich das Verdauungsbummeln an. Zu sehen gibt es ja genug in der Einkaufspassage. Egal, ob man sich für Mode, Luxus oder einfach nur für die imposante Architektur interessiert. Mein Reisebegleiter ist ein ausgewiesener Fachmann in Sachen Uhren und deren Funktionen. Für mich war es faszinierend und gleichzeitig sehr lehrreich, was ich von ihm zu hören bekam. Bisher dachte ich, dass Uhren lediglich die Funktion hatten, die aktuelle Uhrzeit anzuzeigen. Das sehe ich nun mit etwas anderen Augen.
Und dann stand noch der Besuch des Mailänder Doms an. Dieser liegt, wie praktisch, direkt gegenüber des südlichen Eingangs der Galleria Vittorio Emanuele II. Nachdem die Reise schon einige heikle Situationen hatten, war es an dieser Stelle vielleicht wirklich an der Zeit, etwas herunterzukommen und dabei dankbar zu sein, dass alle brenzligen Gegebenheiten letztlich glimpflich ausgingen. Ohnehin ist dieser Ort magisch für mich. Andrea Bocelli bspw. gab während des ersten Lockdowns in Italien ein Konzert, um der italienischen Bevölkerung ein wenig Hoffnung zu geben.
Frisch und ausgeruht gen Süden
Mit einem Blick auf die Uhr meines Reisebegleiters und der wiedergefundenen, inneren Ruhe sollte es weiter in Richtung Savona gehen. Die innere Ruhe allerdings wurde nochmals ganz schön strapaziert, denn die Ausfahrt aus dem Parkhaus stand an. Ja, so chaotisch wie die Einfahrt war, so nervenaufreibend war es, wieder aus diesem hinauszufahren. An dieser Stelle auch wieder ein ironisches „Wohl bekomms!“. Bleibt einem eigentlich nichts anderes übrig, als zu lachen. Alles andere hilft in dieser Situation nicht. Wenn man es dann aus Mailand hinaus geschafft hat, dann löst sich der Verkehr fast von selbst auf. Immer weiter in Richtung Süden fahrend verändert sich die Landschaft. Eine relativ flache Gegend mit viel Landwirtschaft wandelt sich zunehmend in eine sehr hügelige Region.
Willkommen in Ligurien!
Ligurien stellt sich auf der Fahrt nach Savona als unglaublich grün und hügelig heraus. Das Geographie-Institut der Uni Innsbruck hat in diesem Beitrag alles Wissenswerte über die Landschaft und das Klima dieser Region zusammengefasst. Nebenbei kam bei mir persönlich das Gefühl auf, dass man wohl auf eine der kurvigsten Autobahnen Italiens unterwegs sei, wenn man auf diesem Weg nach Savona fährt. Und da ich bereits doch ziemlich viel in Italien unterwegs war, glaube ich zu wissen, wovon ich rede. Anyway: Nach zahlreichen Tunneln, Kurven, Brücken und kurze Blicke auf abgelegene Ortschaften im Hinterland kommt man der italienischen Riviera immer näher.
Das Meer im Blick und endlich in Savona: Wohl bekomms!
Auf dem Weg zum Hotel fährt man von der Autobahnausfahrt in Richtung Zentrum. Diese Straße führt entlang der Küste. Die tags zuvor spontan gebuchte Unterkunft lag in unmittelbarer Nähe zum Passagier-Seehafen sowie unweit der historischen Altstadt Savonas. An diesem Tag sollte ein Kreuzfahrtschiff im Passagier-Seehafen anliegen. Wie beeindruckend groß ein solches Passagierschiff sein kann, sieht man an der folgenden Aufnahme. Wie viele Passagiere an jenem Tag auf dem Schiff waren? Wenn eine volle Belegung zulässig wäre, dann finden bis zu 3.800 Passagiere und 1.100 Crew-Mitglieder Platz.
An diesem Abend sollte die Auswahl des Restaurants etwas herausfordernd werden. Als Grundregel habe ich in Savona für mich festgehalten: Eine saubere und moderne Architektur ist noch lange kein Merkmal für eine entsprechende Qualität. Bei näherem Hinsehen wird nämlich schnell klar, dass es sich dabei nicht um ein authentisches Lokal handelt. Andererseits: Der Abend war noch jung. Und bei der zahlreichen Auswahl an Restaurants muss man definitiv nicht verhungern. Ein kühles, alkoholfreies Bier, eine wunderbar zubereitete Fischplatte mit Blick auf den Bootshafen „Darsena di Savona“. Herz, was willst du mehr? Bekommt man alles im „Zio Pesce„. In diesem Sinne ein völlig unironisches: Wohl bekomms und genieß die Zeit!