Verona war wunderbar! Zwei tolle Tage gingen zu Ende und die Weiterreise stand an. Ein lässiges Mittagessen am Lago di Garda? Ja, geht absolut klar! Aber bitte so, dass wir einen schönen Blick auf den See haben. Das Motto des Tages: Italienische Sommerfrische. Und danach? Ursprünglich sollte die Fahrt am Abend in Mailand enden. Spoiler vorweg: Tat sie aber nicht. Welche Beweggründe dazu führten, die Reise sehr spontan umzustrukturieren, waren auch im Nachhinein betrachtet absolut richtig. Darüber möchte ich mich später äußern.

Italienische Sommerfrische trotz Hitze

Die Wetterextreme in Europa waren dieses Jahr wirklich bemerkenswert. Dieses Jahr wurde sogar der Hitzerekord auf Sizilien geknackt: 48,8° C. In Norditalien war es nicht ganz so heiß. Üblicherweise pendelten sich die Temperaturen bei etwa 25 bis 32° C ein. Warm war es also trotzdem. Ein paar Stunden an einem See verbringen, bevor es wieder in eine große Stadt geht, erschien sehr reizvoll. Der erste Halt auf der Weiterfahrt ist das wunderschöne Sirmione am Lago di Garda. Praktisch, dass der Lago di Garda auch nur einen Katzensprung von Verona entfernt ist. Das Mittagessen versprach sehr entspannt zu werden. Es wurde sogar richtig toll!

italienische Sommerfrische Essen in Sirmione
Ein mehrgängiges Menü in einem Restaurant in Sirmione – im Hintergrund der Blick auf den Gardasee (eigene Aufnahme vom 03. August 2021).

Wenn man an Sommerfrische denkt, dann verbindet man damit das Verreisen des Bürgertums an kühleren Orten, um der Sommerhitze in den Städten zu entkommen. In Österreich waren das in der Moderne vor allem Orte an den zahlreichen Seen im Land. Auch in der italienischen Sprache gibt es den Begriff Sommerfrische: Es nennt sich villegiatura. Das Prinzip ist gleich: Wer es sich leisten konnte bzw. kann, der verbringt im Sommer möglichst viel Zeit an Ortschaften, an denen die Temperaturen erträglicher sind. Also, entweder an Seen – oder am Meer. Für diesen Tag reichten zwei norditalienische Seen vollkommen aus. 😉


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Gutes Essen, entspannte Stimmung – und dann wird man übermütig…

Wobei die glorreiche Idee, anstatt nach Mailand an den Comer See zu fahren, erst im Verlauf des Tages aufkam. Nach dem Essen am Gardasee (mit feinstem Fisch), ging es also an Mailand vorbei weiter an den Comer See. Das Wetter wurde mit der Fahrt immer labiler, dennoch nicht so abwechslungsreich, wie auf der Fahrt von Graz nach Verona. Am Comer See angekommen sollte das Ziel für einen Kaffee und Kuchen eine bekannte, altehrwürdige Villa am See sein, etwas außerhalb von Como. Sie wird an dieser Stelle nicht mit dem Namen erwähnt, weil hier keine Institution genannt wird, die sich letztlich als Gated Community herausstellt. Nun gut! Wer nicht will, der hat schon. Como ist ohnehin die viel schönere Ortschaft mit dem besseren Essen.

Italienische Sommerfrische Como
Ein Spaziergang an der Uferpromenade von Como – trotz leichtem Regen eine entspannte Angelegenheit (eigene Aufnahme vom 03. August 2021).

Anstatt Kaffee und Kuchen wurde es ein ausgiebiges Abendessen in der wunderschönen Innenstadt von Como. Mit der Zeit kam die Idee auf, die Nächtigungen in Mailand zu streichen. Hierzu gibt es eine Vorgeschichte: Trotz einer Buchung eines behindertenfreundlichen Zimmers wurde mir einen Tag vorher telefonisch mitgeteilt, dass das Hotel dies nicht wusste. Man wollte uns ein anderes Zimmer vermitteln – selbstverständlich mit einem saftigen Aufpreis. Wenn man an dieser Stelle das Gschmäckle bemerkt, dann versteht man es umso besser, dass wir diese Unterkunft kurzfristig stornierten. Über den Tisch ziehen lassen muss man sich im Urlaub nun wirklich nicht. Die Unterkunft in Como jedenfalls war schnell gefunden und das Hotel-Team dort wirklich sehr zuvorkommend, flexibel und kooperativ.

Noch mehr italienische Sommerfrische – für das nächste Mal

Ein bisschen Spontanität mit einem leichten Hang zum Übermütigen – et voilà! Wir haben einen Roadtrip. Nur gut, dass sich der Tag dem Ende neigte und das eine oder andere Hoppala noch mit dabei war. Noch mehr Übermut hätte wohl der Reise geschadet. Was allerdings alles andere als geschadet hat, war die Nächtigung in der Nähe des Sees, am Rande der Altstadt. Como ist in jedem Fall eine weitere Reise wert. Es liegen einige weitere sehenswerte Seen in der Lombardei, an der Grenze zur Schweiz. Da mir diese Gegend bereits seit einigen Jahren bestens bekannt ist, wäre für das nächste Mal wohl ein Abstecher nach Lugano (Luganer See) und an den Lago Maggiore fast schon Pflicht. In Ascona und Locarno gibt es genügend nette Menschen, die sich sicherlich über einen Besuch freuen. Da rede ich aus eigener Erfahrung (jaja, the good old times).

Der Lago Maggiore von der schweizerischen Seite in Richtung Süden fotografiert. Was man auf so einer Wanderung in der Gegend so alles sehen und erleben kann… (eigene Aufnahme vom Oktober 2011).

Auch ein Abstecher an den Lago d’Iseo könnte für das nächste Mal reizvoll sein. Auf dem Weg von Brescia nach Bergamo liegt ein See mit einigen pittoresken, kleinen Ortschaften, Badebuchten und vielen Möglichkeiten, zu wandern. Ganz schön viel zu entdecken und erleben! Für ein solches Seen-Hopping sollte man sich allerdings mindestens 9 Tage Zeit nehmen. Diese Ortschaften und Landschaften sind schließlich so viel mehr, als nur ein hastiges Selfie und ein gefilterter Beitrag auf einer Social-Media-Plattform des „Vertrauens“. Das Leben ist letztlich zu kurz, um nicht jeden einzelnen Urlaub in vollen Zügen zu genießen.


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Der Roadtrip geht weiter…

Gut, das Hotel in Mailand wurde storniert und eine Nacht in Como verbracht. Die zweite Nacht, die ursprünglich auch in Mailand geplant gewesen wäre, wurde auch in aller Spontanität am gleichen Abend organisiert. Nach mehreren erfolglosen Telefonaten wurde die Buchung mit entsprechenden Notizen einfach online durchgeführt. Es sollte sich als eine sehr gute Wahl erweisen. Die italienische Sommerfrische bekommt im nächsten Blogeintrag eine neue Facette hinzu. Und falls sich nun wer denkt: „Nanu? Inhaltlich kam nicht viel bei rum…“ Ja, das war ein Teil der Reise, bei dem ich letztlich extrem gehetzt war. Da wollte ich am Abend auch mal ein wenig zur Ruhe kommen und nicht zu viel Programm haben. Meine persönliche lesson learned: Das nächste Mal nehme ich mir für diese Region einfach mehr Zeit. Denn die braucht es.