Wenn ich nun morgens hinausgehe, um zu meiner regulären Arbeit zu fahren, ist es merklich kühler – und dunkler. Mit großen Schritten kommt die kalte Jahreszeit immer näher. Zeit also, sich nach Feierabend in die Kuscheldecke einzurollen, einen Tee zuzubereiten und das ein oder andere Buch zu lesen. Heute möchte ich meinen Lesestoff für diesen Winter vorstellen. Mit dabei: Etwas für Nerds, der Blick für etwas, das alles andere als selbstverständlich ist – und ein wenig Nervenkitzel. Vorab sei erwähnt: Letztes Jahr waren es ausschließlich Autorinnen. Dieses Jahr sind es Bücher männlicher Autoren.

© ausgeglichen unterwegs
Meine Buchempfehlungen für den Winter führen ein wenig um die Welt (Foto: © ausgeglichen unterwegs, Dezember 2023).

Lesestoff für den Winter – #1: Die Vermessung der Welt

Viele glauben heute, alles über unsere Welt zu wissen. Wie sie funktioniere, wie groß, wie schwer sie sei. Einzelne Personen würden sogar von sich behaupten, sie wüssten, wo es lang ginge und wie der Hase läuft. Nun gut – andere Baustelle. Doch wie kommt es, dass über unsere Erde bereits etliche Informationen vorhanden sind? Darüber hat sich Daniel Kehlmann Gedanken gemacht, recherchiert und die Vermessung der Welt in einen Roman dargestellt. Beim Lesen kommt man in der Welt gut herum: Deutschland, Polen – und auch eine längere Expedition im Amazonas wird im Roman beschrieben.

Mein Eindruck: Was bin ich froh, mein Studium im aktuellen Jahrtausend absolviert haben zu dürfen. Die eine oder andere Form der Datenerhebung (wie man es in der heutigen Zeit wohl umschreiben würde), hätte mich damals als Studentin ziemlich sicher verstört zurückgelassen. Dennoch empfinde ich es als absolut erstaunlich, wie sich die Naturwissenschaften bis heute entwickelt haben und auf welchen Grundlagen dies zu fußen scheint. Die Beschreibungen der Methoden der Naturwissenschaftler Gauß und Alexander von Humboldt sind entsprechend mit einer Prise Humor gewürzt. Der Roman ist zwar nicht ganz aktuell (2008). Für lesenswert halte ich ihn aber trotzdem.

Lesestoff für den Winter – #2: Altas des Unsichtbaren

Viel zu häufig nutzen wir etwas und halten es für zu selbstverständlich. Die Rede ist von dem Teil der Infrastruktur, den wir nicht sehen. Die Wasser- und Energieversorgung, das World Wide Web – diese Liste ließe sich sehr lange fortsetzen. In diesem Buch ist in Karten sehr anschaulich illustriert, welche Dimensionen die für uns überlebenswichtige Infrastruktur global erreicht hat. Ein Buch, das uns vor Augen hält, dass nicht alles in unserem Alltag selbstverständlich ist und welch immenses Netz dahinter steckt. Ziemlich beeindruckend, mit wie viel Aufwand unser scheinbar so selbstverständliches Leben organisiert wird.

In vielen gut illustrierten Karten werden im Atlas des Unsichtbaren allerdings auch jene Entwicklungen gezeigt, die mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht werden. Dabei geht es nicht nur um das Wetter, sondern um regionale Konflikte rund um die Verteilung lebensnotwendiger Ressourcen (Kapitel 4: Was uns erwartet). Doch nicht nur das – auch das Pilgern bspw. muss aufgrund des Klimawandels neu organisiert werden. Auf die Menschheit warten wohl sehr stürmische und herausfordernde Zeiten. So zumindest könnte die Conclusio lauten, wenn man die dafür errechneten Modelle genauer betrachtet.

Mein Eindruck: Obwohl ich selbst in einer dieser wissenschaftlichen Richtung studiert habe, konnte ich so manche neue Erkenntnis aus diesem Buch gewinnen. Anderes war mir allerdings bereits bekannt (auch in visualisierter Form). Persönlich hatte ich mir auch etwas mehr Tiefe vom letzten Kapitel des Buchs erhofft. Das Buch kann ich trotzdem guten Gewissens weiterempfehlen, denn gerade in unserer heutigen Zeit sollte nicht alles für selbstverständlich halten. Für Leserinnen und Leser, die mit dieser Thematik bisher nichts am Hut hatten, ist es sehr lehrreich.

Lesestoff für den Winter – #3: Breaking News

Frank Schätzing wusste bereits mit seinem Roman „Der Schwarm„, wie man eine öffentlichkeitswirksame Debatte anstößt. Dieses Buch beeindruckte scheinbar nicht nur mich, denn Teile des Romans wurden sogar in einer Fernsehserie verfilmt. Und so überrascht es mich nicht, dass der Roman „Breaking News“ sich fast wie eine Anbahnung heutiger politischer Konfliktherde liest. Gerade der Beginn des Romans lässt einen erschaudern, wenn man an die dramatischen Vorkommnisse beim Abzug der militärischen Streitkräfte aus Afghanistan denkt. Als würde gleich zu Beginn des Romans beschrieben, wie es sich in der Realität letztlich anzubahnen schien. Doch noch mal so richtig spannend wird es, wenn der Hauptprotagonist des Romans im Nahen Osten, eigentlich ein neutraler Journalist, plötzlich selbst zum Ziel wird.

Mein Eindruck: Ich hatte so meine Schwierigkeiten, dieses Buch beiseite zu legen. Beim Lesen waren mir lange die Kapitel zurück in die Vergangenheit nicht ganz klar – bis sie dann so mancher Szene ihre Funktion offenbarten. Es handelt sich bei diesen Kapitel um jene aus dem Palästina zwischen 1929 und 1944. Wer nun neugierig geworden ist, sollte das Buch kaufen oder in einer Bibliothek ausleihen und selbst in diese Szenerie eintauchen. An dieser Stelle sei ein kleiner Spoiler erlaubt: Es wird mit Sicherheit nicht das letzte Buch von Frank Schätzing sein, welches ich lesen werde. Ein weiteres Werk wartet bereits darauf, entdeckt zu werden. Irgendwas mit „Welt retten“ und so… 😉

Und wie war es auf der Buch Wien?

Wie bereits letztes Jahr in einem Beitrag angekündigt, besuchte ich auch dieses Jahr die Buch Wien. Diese eine Messe, auf der ich besonders gut entspannen kann. Und zugleich Neues dazulerne. Nebenbei noch einen meiner Lieblingspodcasts lauschen durfte. Nebenbei bemerkt: Erneut ein äußerst unterhaltsamer Auftritt der ZEIT-Alpenpodcast-Crew – Lachanfälle inklusive. Die Folgen kann man sich auf jeder Podcast-Plattform im Nachhinein anhören. Und wer schon immer mal wissen wollte, warum es in der Schweiz und in Österreich so schön sei, der muss sich eben die Folge von der Buch Wien vom 15.11.2023 (aufgenommen am 10.11.2023) anhören.

Lesestoff für den Winter - Buch Wien 2023 - © ausgeglichen unterwegs
Die Buch Wien und ihr vielfältiges Programm – auch dieses Jahr ein Genuss. Hier ein Foto vom ZEIT-Alpenpodcast (Foto: © ausgeglichen unterwegs, November 2023).

Des Weiteren überzeugten mich die Auftritte zweier Autoren, die vom Wesen her nicht unterschiedlicher sein könnten. Wurde ich dadurch zu einem weiteren Kauf von Büchern animiert? Ja, in diesem Fall haben die zwei Herrschaften ihr Ziel erreicht. Wann ich darüber schreiben werde, kann ich jetzt allerdings noch nicht sagen. Nur so viel: Eventuell werde ich über die eine oder andere Ausführung der beiden Autoren wieder viel zu lachen haben. Und Lachen sei schließlich gesund, wenn man diesem gut recherchierten Beitrag Glauben schenken mag.