Während der Arbeitszeit sitze ich relativ viel. Um mich herum ist meist sehr viel Unruhe und häufig leider auch noch mehr dummes Gerede. Mit der Zeit gewohnt man sich allerdings an, diese Menschen einfach nur reden zu lassen. Ja, dann sollen sie halt meinen. Wissen tun sie meist – wenig bis nichts. Ist grundsätzlich nicht mein Problem, auch wenn man damit pausenlos in der Arbeit konfrontiert wird. Darum möchte ich meinen Feierabend anders gestalten. Ruhig soll er sein und ein wenig Bewegung kann gerne mit eingebaut werden. Und weil ich auch nicht unbedingt noch viel mehr Zeit in geschlossenen Räumen verbringen möchte, bleibt als sinnvolle Alternative der regelmäßige Abendspaziergang. Wie es ist, abends unterwegs zu sein und welche Phasen ich dabei durchmache – darum geht es in meinem heutigen Post.

Die erste Phase: Abends unterwegs, um die Gedanken zu sortieren

Zu Beginn eines jeden Jahres mache ich mir Gedanken über meine persönlichen Ziele. Diese helfen mir, meinen Fokus über das gesamte Jahr beizubehalten und mich persönlich weiterzuentwickeln. Der Clou bei einer aktiven Feierabendgestaltung ist dabei folgender: Beim Spazierengehen kann man einige Dinge für sich rekapitulieren. Wie lief der Tag? Was ist mir gelungen? Welche Tätigkeiten hätte ich anders gestalten können? Was hat mich genervt? Gerade letztere Frage ist extrem praktisch. Denn damit sind immer die Probleme gemeint, die andere Personen haben und sie krampfhaft versuchen, auf mich zu projizieren. Mir ist aufgefallen, das mit dem Glaubenssatz „Das ist nicht mein Problem.“ ganz schön viel davon zu dem wird, was es letztlich ist – nämlich überhaupt nicht wichtig.

Persönliche Weiterentwicklung

Während dieser ersten Phase des Spazierengehens höre ich also in mich hinein und lasse den Arbeitstag Revue passieren. Da ich ein sehr kritischer und hinterfragender Mensch bin (leider zurecht), hilft mir genau das Spazierengehen, um eine gewisse Distanz zu manchen Dingen aufzubauen. Gleichzeitig kann ich für mich überlegen, was ich von dem Positiven in die nächsten Tage und Wochen integrieren kann. Oder in meine neuen Projekte. Als außenstehende Person glaubt man nicht, dass ich in kürzester Zeit während des Spaziergangs so viele Gedanken sortiere. Dann aber kommt irgendwann der Moment, an dem ich sage: Genug über die Arbeit nachgedacht. Ich habe schließlich auch ein wunderbares Leben außerhalb davon.

Die zweite Phase: Abends unterwegs, um bewusst die Umgebung wahrzunehmen

In der Folge richte ich meinen Blick viel bewusster auf meine Umgebung. Einige würden ja an dieser Stelle sagen, dass um mich herum ganz schön viel Gegend ist. Dem kann ich ganz gelassen entgegnen: Ja, aber vor allem ist es eine absolut abwechslungsreiche Gegend. Kleinere Ortschaften, eine hügelig bis teils leicht gebirgige Landschaft. Kann nicht jeder von sich behaupten, in einer solchen Region zu leben. Und darum fotografiere ich entweder bewusst Motive – oder eben scheinbar einfach nur in die Landschaft hinein. Letztere Aufnahmen zeigen mir dann nachträglich Dinge, auf die ich im ersten Moment nicht geachtet hätte. Farben, Formen, Geräusche – gerade am Abend verändert sich die Stimmung.

Abends unterwegs - © ausgeglichen unterwegs 2023
Bei einem Abendspaziergang nimmt man sein Umfeld ganz anders wahr (Foto: © ausgeglichen unterwegs, März 2023).

Mal mit dem privaten Smartphone drauf losfotografieren

Und jetzt kommt der Teil des Spaziergangs, der so richtig entspannt ist. Anstatt wie bei durchgeplanten Fototouren meine Spiegelreflex-Kamera mitzunehmen, habe ich bei solchen Spaziergängen nur mein privates Smartphone mit. Das reicht inzwischen bei solchen Spaziergängen absolut aus. Allerdings muss ich an dieser Stelle auch festhalten, dass ich beim Erwerb eines Smartphones extrem darauf achte, was die Kamera so drauf hat – und wie lange der Akku für gewöhnlich hält. Für mich sind das zwei ganz wichtige Funktionen. Nebenbei erspare ich mir für solche Spaziergänge den Transport meines Equipments rund um die Spiegelreflex-Kamera. Denn gerade bei Nachtaufnahmen braucht man eigentlich ein ruhiges Händchen (noch besser: ein Stativ) und sollte darauf achten, dass das Objektiv nichts abbekommt.

Dritte und letzte Phase: Abends unterwegs, um meine Gefühle einzuordnen

Jeden Abend brauche ich diesen Augenblick für mich. Um in meine Gefühlswelt hineinzuhören. Wie geht es mir gerade? Was fühle ich gerade? Es ist zur Zeit ein sehr verrückter Mix aus Verwirrung, Hoffnung, Mut, Verwunderung und, ja, manchmal auch Unverständnis. Man kann nicht so tun, als sei immer alles super und toll. Das ist vollkommen utopisch – und wäre zudem alles andere als aufrichtig. An jedem dieser Abende stelle ich mir grundsätzliche Fragen, die ich nur für mich selbst beantworten kann. Allerdings – das gehört zur Wahrheit leider auch dazu – vermisse ich manchmal ein wenig die Distanz und vollkommene Ruhe, um über so manche Grundsatzentscheidung nachdenken zu können. Dafür brauche ich sehr viel mehr Zeit für mich allein.

Ein wenig Distanz zum gewohnten Umfeld schadet nicht.

Zur persönlichen Entwicklung gehört aus meiner Sicht auch dazu, dass man einzelne Entscheidungen, die man getroffen hat, wieder begutachtet. Selbstverständlich frage ich mich immer wieder, wie sehr mich einzelne Entscheidungen geprägt oder weitergebracht haben. Einige dieser haben mich sehr weit gebracht und sorgen nach wie vor dafür, dass ich in meiner Entwicklung nicht stehen bleibe. Bei so manchen Handlungen allerdings zweifle ich immer mal wieder die Sinnhaftigkeit an. Aber, hey! Wie langweilig wäre das Leben bitte, wenn man zumindest nicht hin und wieder etwas riskiert? No risk, no fun! Auch wenn man dafür eine Menge Mut aufbringen muss.