Instagram bleibt trotz aktueller Herausforderungen eine wichtige Plattform für soziale Interaktion und Selbstausdruck. Böse Zungen würden behaupten, sie bleibt weiterhin die wichtigste Plattform für die völlig überschätzte Selbstdarstellung einzelner User:innen. Anyway: Die jüngste Entscheidung von Meta, die Zusammenarbeit mit Faktenchecker:innen in den USA zu beenden, wirft zwar Fragen auf, sollte aber nicht zu einem vollständigen Rückzug von der Plattform führen. Im heutigen Beitrag möchte ich ausführen, warum ich auf Instagram weiterhin aktiv bleibe.

Gründe, warum ich auf Instagram aktiv bleibe

Authentizität als Gegenpol zur Desinformation und schlechten Nachrichten

In Zeiten zunehmender Desinformation ist es wichtiger denn je, authentische Inhalte zu teilen. Authentischer Content spiegelt echte Erfahrungen wider und fördert tiefe, ehrliche Verbindungen zu all jenen, die sich dafür interessieren. Durch das Teilen echter Geschichten und Perspektiven können Nutzer – also, im Prinzip wir alle, die einen Account auf Instagram besitzen – einen wertvollen Beitrag zur Vielfalt und Glaubwürdigkeit der Plattform leisten.

Stärkung der menschlichen Präsenz

Die sogenannte Dead Internet Theory behauptet, dass ein Großteil der Online-Aktivitäten von Bots und KI generiert wird. Indem wir alle, die einen Instagram-Account haben, aktiv bleiben und qualitativ hochwertige Inhalte produzieren, können wir dieser Theorie entgegenwirken. Menschliche Kreativität und Authentizität sind unersetzlich und tragen zur Lebendigkeit des digitalen Ökosystems bei. Oder, um hier ein provokantes Zwischenfazit zu ziehen: Soziale Medien sind nur dann sozial, wenn weite Teile der Gesellschaft darin weiterhin stattfinden kann. Es sei an dieser Stelle allerdings aus Gründen der Ausgewogenheit erwähnt, dass die Dead Internet Theory von vielen Expert:innen durchaus kritisch betrachtet wird (auf einer uns sehr vertrauten Online-Enzyklopädie wird sie sogar als Verschwörungstheorie bezeichnet).

Ersetzen Bots demnächst echte Menschen auf Social Media? An dieser Theorie könnte tatsächlich etwas dran sein, wenn sich immer mehr Menschen aus den sogenannten Sozialen Medien zurückziehen (Bild mit Adobe Firefly generiert – Januar 2025).

Positive und konstruktive Narrative setzen

UGC (kurz für: User Generated Content) kann als Gegenpol zu toxischen Trends wirken und den Menschen zeigen, dass es noch Sinn macht, bewusst und verantwortungsvoll soziale Medien zu nutzen. Denn: Einfach auszusteigen und sich zurückzuziehen bedeutet, keinen Einfluss mehr darauf zu haben, was auf der Plattform passiert. Wenn wir, die positive Absichten haben, aktiv bleiben, gibt es mehr Chancen, den Algorithmus mit guten Inhalten zu füttern und andere zu inspirieren, es ebenso zu tun.

Bewahrung der Vielfalt

Je diverser und authentischer die Inhalte auf Instagram bleiben, desto eher kann verhindert werden, dass nur einseitige oder kommerziell getriebene Inhalte die Oberhand gewinnen. Unsere Präsenz trägt also dazu bei, dass die Plattform nicht komplett von Trends und Marketingstrategien dominiert wird. Das heißt allerdings auch, dass wir uns nicht zu unbezahlten Mitarbeiter:innen von Instagram machen sollten. Die Dosis macht bekanntlich das Gift. Es ist auch okay, sich mal für eine Zeit lang aus diesen Netzwerken zurückzuziehen, um sich zu sortieren und neu auszurichten.

Niederschwellige Kontaktmöglichkeit

Statt Instagram komplett aufzugeben, kann man es bewusst als Werkzeug einsetzen. Und zwar für den Austausch, als Inspiration für andere User:innen und für eine mögliche Vernetzung. Der Austausch auf Instagram ist durch die Kommentar- und DM-Funktion durchaus niederschwellig und mutet etwas persönlicher an. Mit dem Aufbau meines persönlichen Instagram-Accounts wollte ich von Beginn weg mit gutem Beispiel vorangehen und Inhalte erstellen, die sich konstruktiv bzw. positiv mit unserer Welt beschäftigen. Mit diesen Inhalten möchte ich mich natürlich mit all jenen verbinden, die ebenfalls einen solchen Content generieren. Und auch zu all jenen Menschen Kontakt aufbauen, denen ohnehin zu viel Negatives auf der Welt passiert und froh sind, auch mal etwas Konstruktives oder Positives zu sehen.

Warum authentische Reiseinhalte auf Instagram weiterhin wertvoll sind

Konstruktive Kritik und tiefere Einblicke

Warum ich auf Instagram aktiv bleibe - StreetArt in Taranto - © ausgeglichen unterwegs
Ein gesellschaftskritisches Kunstwerk inmitten der Altstadt von Taranto (Aufnahme: © ausgeglichen unterwegs, Dezember 2023).

Während überwiegend positive Eindrücke geteilt werden, ist es ebenso wertvoll, gelegentlich kritischere oder konstruktivere Perspektiven einzubringen. Dies kann beispielsweise durch die Interpretation von StreetArt geschehen, die oft gesellschaftliche Themen aufgreift. Solche Beiträge regen zum Nachdenken an und fördern einen differenzierten Blick auf Reiseziele und Kulturen. Immer wieder veröffentliche ich solche Arbeiten auf meinem Instagram-Account.

Ein konkretes Beispiel hierfür möchte ich euch vorstellen. Während meines Urlaubs im Winter 2023 in Apulien habe ich mit meiner Familie Taranto besucht. Wir wollten uns die zweitgrößte Stadt Apuliens mal etwas genauer ansehen. Was wir sahen ist eine Stadt der Gegensätze, die in Teilen allerdings schon sehr mitgenommen aussieht und Sanierungen wirklich dringend benötigt. StreetArt-Küntler:innen haben in ihren Werken vor allem gesellschaftliche Entwicklungen kritisch aufgenommen und entsprechend verarbeitet. Alles in allem war es ein Besuch, der in mir gemischte Gefühle ausgelöst hat.

Förderung von Medienkompetenz

Durch das Veröffentlichen authentischer Reiseinhalte, die sowohl positive als auch reflektierende Aspekte beinhalten, tragen wir zur Förderung der Medienkompetenz bei. User:innen lernen dadurch im Normalfall, zwischen oberflächlichen und tiefgründigeren Inhalten zu unterscheiden und entwickeln ein kritischeres Auge für die Darstellung von Reisezielen. Das wiederum kann durchaus ein Bewusstsein für achtsames Reisen fördern. Das alles funktioniert allerdings nur dann, wenn man eine entsprechend fundierte Anleitung erhält – am besten im Schulalter von 11 bis 18 Jahren.