Egal ob Navigation, Standortsuche oder einfach nur so – digitale Kartendienste können eine große Faszination auslösen. Verständlich, denn sie stillen in uns sehr schnell eine Sehnsucht nach der großen, weiten Welt. Gedanklich kann man sich mithilfe solcher Dienste gerne mal in den künftigen Urlaub hineinfühlen. Oder aber man schaut sich aus eigenem Interesse einzelne Orte oder Regionen an. Die Satellitenbildaufnahmen vieler Anbieter ergänzen zudem die eigene Vorstellung und ermöglichen uns einen digitalen Einblick vor Ort. Nur hat das, was uns allen zur Verfügung steht, nicht immer etwas mit Datenliebe zu tun.

Es gibt nicht nur einen Datendienst

In diversen Gesprächen werde ich oftmals auf einen Kartendienst eines Global Players angesprochen. Dieser hätte doch alles, man könne angeblich sogar die Geodaten daraus beziehen und dieser sei überhaupt „ganz klasse“. Weil ich mich nun einmal nicht nur während meines Studiums mit Geodaten beschäftigt habe und mich diese bis heute catchen, weiß ich, wie es um die Qualität der Daten des häufig erwähnten Kartendienstes bestellt ist. Und diese hat wenig mit Datenliebe zu tun: Sie sind häufig veraltet und nicht ganz akkurat. Nicht falsch verstehen: Auch ich nutze gelegentlich diesen Dienst für die Satellitenbildaufnahmen, um besondere Orte für meine Fotosessions zu eruieren. Nur ich mag ihn halt nicht besonders – und das aus unterschiedlichen Gründen.

Marktmacht erkennen

Darum mache ich mich nicht ausschließlich von einem Tool abhängig. Denn wenn man sich von einem Online-Dienst abhängig macht, dann gibt man einem Unternehmen eine enorme Marktmacht und damit eine Quasi-Monopolstellung. Dass das nicht gut für uns und für eine freie Wirtschaft ist, kann sich jeder selbst denken. Die Qualität der Daten lässt dadurch enorm nach, ohne dass das einem selbst auffallen würde, wenn man sich nicht sehr intensiv mit ebenjenen Daten beschäftigen würde. Warum sollte dieser Global Player darauf achten, wenn doch „eh jeder diesen Dienst nutzt“. Verständlich wiederum, wenn man sieht, dass die Nachfrage nach GIS-gestützten Systemen, die scheinbar kostenlos sind, kontinuierlich steigt.

Empfehlungen für mehr Datenliebe

Es ist also an der Zeit, alternative Dienste hier vorzustellen. Man kann also, jede und jeder ist hiermit angesprochen, etwas gegen diese Marktmacht bei den „kostenlosen“ Kartendiensten tun. Je nach dem, für welche Zwecke man diese Dienste braucht, gibt es unterschiedliche Plattformen. Und damit wären wir bei einem weiteren Mythos, der sich leider sehr hartnäckig hält: Nein, es gibt keinen digitalen Kartendienst, der alles kann. Jede Anwendung hat seine Vor- und Nachteile. Es geht letztlich darum, sich selbst genügend Unabhängigkeit von einem einzelnen Kartendienst zu schaffen und endlich die Arbeit jener zu respektieren, die sich schlicht mehr Mühe geben.

Alternative Satellitenbildaufnahmen

Zurück zu den Gesprächen: Darum erwähne ich in solchen häufig alternative Kartendienste, die in Sachen Genauigkeit und Aktualität wesentlich besser aufgestellt sind. Satellitenbildaufnahmen gibt es bspw. auch von Microsoft. Bei einem großen Zoom ist in deren Kartendienst Bing Maps ebenfalls eine dreidimensionale Vogelperspektive enthalten. Inzwischen bevorzuge ich sogar diesen Dienst für meine Planungen der Fotosessions (die tagsüber stattfinden), weil dieser derzeit die etwas aktuelleren Daten hat und sich zudem eine Spur reaktionsschneller verhält. Sicher sind sie nicht die ersten, die in diesem Bereich operieren. Doch da sie in diesem Bereich nicht die Marktführerschaft innehaben, kann man als Person mit einem Hang zur Datenliebe diesen Dienst gerne häufiger nutzen als jenen des anderen Global Players.

Dunkle Orte für Nachtaufnahmen

Wenn ich allerdings abends oder gar nachts fotografieren will, dann nutze ich zur Planung dieser Fotosessions die Anwendung Night Earth. Diese ist relativ leicht und intuitiv zu bedienen und zeigt relativ schnell, wo die für mich nächstgelegenen dunklen Orte zu finden sind, in welchen ich unter anderem die Milchstraße vor die Linse bekomme. Um das Timing zu bestimmen, wann ich die Milchstraße in welchem Winkel fotografieren kann, verwende ich eine kostenpflichtige App. Als Alternative zu Night Earth gibt es den Kartendienst Dark Sky Map. Auch dieser ist ziemlich reaktionsschnell und zeigt einen guten Überblick über die Lichtverschmutzung – verwendet als Hintergrundkarte allerdings ebenjene des Global Players. In Sachen Aktualität sowie Vielseitigkeit ist die sogenannte Light Pollution Map mit Einschränkung zu empfehlen. Ich nutze diesen Dienst allerdings seltener, weil mich die eingeblendete Werbung etwas irritiert.

Navigation mit offenen Daten

Um möglichst sicher zu den ausgewählten Orten meiner Fotosessions zu kommen, nutze ich gerne den Navigationsdienst von OSM. Dieser hält die Straßenverläufe sowie die meisten verkehrsrelevanten Infos aktuell. Dabei wird nicht nur das Auto als Verkehrsmittel berücksichtigt. Wer mit dem Rad unterwegs ist, kann sich Radwege aus der Umgebung anzeigen lassen und entlang dieser relativ entspannt navigieren. Dabei werden nicht nur jene Radwege berücksichtigt, die von offizieller Seite auch ausgeschildert wurden, sondern auch jene Ausweichstrecken, an welchen der Autoverkehr eine eher untergeordnete Rolle spielt. Doch auch zum Wandern eignet sich die Navigation von OSM im Zusammenspiel mit Tracetrack, da die Topographie berücksichtigt wird.

Der Vorteil bei OSM selbst ist nicht nur die Genauigkeit und relative Aktualität. Es handelt sich im Grunde um offen zugängliche Geodaten, die von Leuten erstellt sowie eingepflegt werden, die sehr viel Datenliebe empfinden und eine gewisse Leidenschaft für diese Thematik mitbringen. Eventuell merkt man mir an dieser Stelle die Begeisterung für diesen Kartendienst an. Ich finde, dass es ein fantastisches Projekt ist, das unbedingt unterstützt gehört und häufiger verwendet werden sollte. Zum Navigieren mit dem Smartphone gibt es eine entsprechende App.

Drohnenaufnahmen – aber sicher!

Und jetzt heben wir mit der Drohne ab. Doch Vorsicht! Man kann nicht einfach bedenkenlos losfliegen. Denn die registrierte und bereits versicherte Drohne erscheint bspw. auf den Radarsystemen jener Standorte, die immens wichtig für die kritische Infrastruktur eines Landes sind. Für Flughäfen und Hubschrauberplätzen ist diese Drohne dementsprechend sichtbar und konkret auf eine natürliche Person zuordenbar. Das heißt also: Wenn eine Drohne ein technisches Problem haben sollte, dann dürfte dies nicht an oder in der Nähe kritischer Infrastruktur sein. Denn die Folgen eines eventuellen Schadens wären für die Gesellschaft immens und die Kosten eines solchen Unfalls in Sphären, die nicht mehr von einer Versicherung gedeckt werden könnten.

In Österreich gibt es von der Austro Control eine Karte, die die offiziell fixen (sowie temporären) Flugverbotszonen aufzeigt. Zu empfehlen sind zudem die Apps vom ÖAMTC und Dronecast. Letztere berücksichtigt auch die Wetterlage und ist, mit Einschränkungen, eine gute Begleiterin für Drohnenflüge auf internationalen Reisen. Die Karte des ÖAMTC gibt es sowohl als App als auch in der Webversion. Der Vorteil an der App: Man kann nach Registrierung und Anmeldung alle wichtigen Formulare (Versicherung und Registrierung) einpflegen, die man bei Bedarf vorzeigen kann.

Fazit: Genügend alternative Kartendienste mit viel Datenliebe

Damit ist bewiesen, dass es bereits viele Alternativen zum Kartendienst eines gewissen Global Players gibt. In diesem Beitrag habe ich mich darauf konzentriert jene zu nennen, die ich zur Planung meiner Reisen und Fotosessions regelmäßig verwende. Und vor allem jene Anwendungen, die ich auch guten Gewissens weiterempfehlen kann. Dass ich jemand bin, der selbst auch Geodaten erstellt und sie hin und wieder veröffentlicht, wie z. B. in diesem Beitrag, habe ich hier nicht berücksichtigt. Das ich das kann und dabei über die Jahre viel Datenliebe entwickelt habe, ist aus meiner Sicht bereits hinlänglich bewiesen. Zudem ist es mir lieber, wenn ich mein Wissen gleich in die Praxis umsetze. Wer sich dafür interessiert, kann dementsprechende Studiengänge mit genau diesem Schwerpunkt belegen und einen akademischen Abschluss in diesem Fachbereich anstreben.

Es gibt sie also doch: Alternative Kartendienste, die uns einen vernünftigen Service bieten (Abbildung generiert mit Adobe Firefly, September 2024).