Mal wieder ist ein Jahr vergangen, das ich so niemals auf dem Schirm hatte. Wenn mir in den letzten Monaten etwas wieder mehr als deutlich bewusst wurde, dann, dass sich im Leben letztlich sehr wenig voraussehen lässt. Egal, wie sorgfältig man die Dinge vorher erledigt oder im Voraus plant. 2022 war so abwechslungsreich, dass es einiges an Flexibilität und persönlicher Resilienz gebraucht hat, um nicht am (geistigen) Rad zu drehen. Am Ende des Jahres lasse ich nicht nur die letzten Monate Revue passieren, sondern rechne persönlich ab. Knallhart und ohne Beschönigungen.
2022 war so abwechslungsreich, dass ich so manch erreichten Milestone erst Wochen später realisiert habe.
Gerade die erste Hälfte des Jahres war menschlich wie beruflich schwierig für mich. Obwohl ich mich gerne mit dem Verreisen und der inneren Ausgeglichenheit beschäftigt habe, hatte ich Phasen, die ich im Nachhinein als besorgniserregend einstufen würde. Trotz eines Erfolgs, auf den ich Jahre intensiv hingearbeitet habe, konnte ich die damit verbundenen positiven Erfahrungen lange nicht an mich heranlassen. Es wirkte teilweise Wochen später psychisch sowie körperlich noch nach. Mein engeres Umfeld weiß, worauf ich hier anspiele.
Hoffe, es kommen in Zukunft wieder sehr viel mehr positive Erlebnisse auf uns zu. Zumindest in dieser Hinsicht bin ich guter Dinge. Denn wenn ich eine Lehre aus dem ersten Halbjahr 2022 ziehen werde, dann, dass ich positive Momente und Ereignisse sehr viel bewusster wahrnehmen möchte. Es ist nicht selbstverständlich, was ich im Jahr 2022 geschafft habe. Überhaupt ist nichts im Leben selbstverständlich. Das muss ich nicht nur mir selbst immer wieder klar machen. Manchmal muss ich das anderen Menschen mitteilen, die nach wie vor die Frechheit besitzen, meine persönlichen Grenzen trotz mehrerer Hinweise nicht zu respektieren. Diesen Personen sei gesagt: Ich lasse mir das nicht gefallen.
Wo war ich? Ah, bei den positiven Erlebnissen…
Da ich nicht noch mehr meiner Lebenszeit mit den Unsicherheiten anderer Menschen verschwenden will, widme ich mich dem, war mir in meiner Freizeit so viel Freude bereitet – das Reisen. Und so startete 2022 in der Region, in der ich geboren wurde: Apulien. Für mich war es schön zu sehen, wie ruhig die Region abseits der touristischen Monate auf mich gewirkt hat. Die Leute waren sehr entspannt, die Kleidung, die die Bevölkerung trug, unterschied sich natürlich deutlich von der aus den Sommermonaten. Die Farben, die ich in den Städten und im Ländlichen wahrnahm, waren komplett anders. Die Landschaft war schlichtweg ergrünt und nahezu menschenleer. Ein wunderbares Erlebnis, an das ich sehr gerne zurückdenke.
Im zweiten Halbjahr 2022 bin ich über meinen Schatten gesprungen und habe eine Form des touristischen Aufenthalts probiert, von der ich nie dachte, dass ich es machen würde. Im August war ich im tiefsten ländlichen Niederösterreich – und zwar zum Fasten. Es waren nicht durchgehend nur positive Erfahrungen. Ich musste teilweise sehr über mich hinauswachsen und an einem Punkt feststellen, dass meine körperlichen Grenzen sich nicht endlos ausreizen lassen. Allerdings ist es mir wichtig zu erwähnen, dass ich dort wirklich tolle Menschen kennengelernt habe und für eine andere Veranstaltung auch gerne wieder in den gleichen Ort einkehren würde. Das Positive überwiegt die schwierigen Phasen bei weitem!
2022 war so abwechslungsreich, weil ich es mit meinen Reisen bewusst so gestalten wollte.
Nichts langweilt mich so sehr, als jedes Jahr an immer die gleichen Orte zu fahren, um mich dann zu erholen. Gerade in der Urlaubszeit breche ich mit meinen Routinen und gehe Aktivitäten nach, für die ich sonst fast nie Zeit habe. Oder besuche Orte, an denen ich noch nie oder auch schon länger nicht mehr war. Das hat den Vorteil, dass man Neues kennenlernt und nebenbei noch alte Erinnerungen wieder auffrischt. Und so wollte ich unbedingt erleben, wie es am und um den Wörthersee im Winter aussieht (Spoiler: Im Normalfall liegt noch etwas Schnee). Ich wollte nach knapp acht Jahren Abstinenz mal wieder nach Rovinj fahren. Und so summierte es sich am Ende des Jahres, wie man auf der untenstehenden interaktiven Karte erkennen kann.
Kurz: Ich handelte in den vergangenen Monaten oftmals gegen jegliches Reiseklischee. 2022 war deshalb so abwechslungsreich, weil ich mich nicht den Massen anpassen wollte. Stattdessen interessierte es mich, wie es an der Zikkurat-Drauwelle im Winter aussieht. Jedes einzelne Foto, das ich an jenem Tag dort aufgenommen habe, war für mich ein Juwel. Die Ruhe, die ich in jenen Stunden genießen durfte, war ein Boost an Erholung, wie ich ihn selten erlebt habe. Und es bestärkte mich zugleich in meiner Annahme: Kärnten ist auch wirklich zu jeder Jahreszeit sehenswert. Was für tolle Landschaften und freundliche Menschen!
2022 war so abwechslungsreich, dass ich erstmal damit abrechnen muss.
Nun kommen wir zu meiner persönlichen Abrechnung. 2022 war ein Jahr, in welchem mein Lebensgefährte und ich sehr viel mehr mit dem Auto verreist sind, als es uns lieb sein kann. Auch wenn wir auf den meisten Fahrten zumindest zu zweit, häufiger aber zu dritt oder zu viert unterwegs waren – so richtig gut machte sich unser Reiseverhalten nicht. Immerhin haben wir es im Jahr 2022 vermieden, eine Flugreise zu unternehmen. Für meine persönlichen Reisen im Jahr 2022 kommen insgesamt 8.553 Kilometern an zurückgelegter Strecke zusammen (siehe Diagramm). Daraus ergibt sich ein CO2-Fußabdruck von 3.385,40 kg CO2. Kostenpunkt, um diese Menge an CO2 zu kompensieren: 78 € (via Atmosfair).
Etwas Persönliches noch zum Jahresabschluss
In den letzten Monaten habe ich sehr hart an mir gearbeitet und dabei die professionelle Unterstützung an meiner Seite sehr zu schätzen gelernt. Inzwischen habe ich so etwas wie ein wieder erstarktes Selbstbewusstsein. Mir wird immer mehr bewusst, wie weitreichend die vielen Veränderungen im Jahr 2022 für mich waren und in Zukunft sein werden. Auch ist mir klar geworden, dass ich doch einiges selbst gestalten kann und nicht so leben muss, wie es mir von außen gerne mal aufgezwungen wurde. In welch engen geistigen Grenzen Leute leben wollen, ist mir inzwischen völlig egal. Ich lasse es eben nur nicht mehr zu, dass sie mich in ihre allzu kleine und beschränkte Welt hineinziehen.
Für mich habe ich beschlossen, meinen Weg konsequent weiterzugehen. 2022 war schon so abwechslungsreich, dass ich für 2023 sogar noch verrücktere Ideen entwickelt habe. Ja, die Planungen dafür stehen soweit. So viel sei schon vorweg genommen: Ich werde 2023 wieder mehr mit dem Zug unterwegs sein und das Auto öfter stehen lassen. Und ich werde mich wie ein kleines Kind auf meine künftigen Reisen freuen und genau mit derselben Wissbegierde an die Sache herangehen. Denn wie schrieb ein sehr bekannter deutscher Dichter einst?
Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen.
Johann Wolfgang von Goethe.