5 – eine Zahl, die man im Studium fürchtet (vor allem, wenn sie als Bewertung einer Prüfungsleistung aufscheint). In meinem Fall war sie eine Erlösung. Denn durch die immer schlechter werdende Laune habe ich einen Entschluss gefasst. Am fünften Tag entschied ich, dass das Ende des Fastens für mich gekommen war und darum genau der richtige Schritt ist. Ohne Rücksicht auf irgendwelche Verurteilungen von außen hörte ich auf die Zeichen, die mir mein Körper in dieser kurzen und dennoch intensiven Zeit gab. Darum hieß es für mich: Langsam, aber stetig wieder etwas Festes essen.
Ein vorgezogenes Ende des Fastens – oder?
Es war eine grenzwertige und zugleich interessante Erfahrung. Doch ich bin mit zu vielen Altlasten und Sorgen in dieses Abenteuer gegangen. Weil ich meinen Körper, viel mehr aber noch meiner Psyche, nicht noch größeren Belastungen aussetzen wollte, brach ich das Fasten am fünften Tag ab. In Summe habe ich also an 4 von 7 Tagen durchgehend gefastet. Nach Jahren der körperlichen und seelischen Selbstleugnung wollte ich nicht wieder in eine Phase hineinkommen, in welcher ich meine körperlichen Grenzen getrost ignoriere. Vielleicht sollte ich künftig einfach achtsamer mit meinem Körper umgehen und so aufmerksam sein, wie z. B. ein Esel.
Der Fastenleiter nahm meinen Abbruch des Fastens zum Anlass, meine aufkommenden Selbstzweifel – die ich sehr wohl hatte und versuchte zu verheimlichen – zu zerstreuen. Für den Beginn sei das völlig in Ordnung. Viele Angebote seien an anderen Standorten für Anfänger:innen meist auf 4 Fastentage ausgelegt. Zugegeben, das war aufbauend. Was mich aber noch mehr beeindruckt hat, war die Empathie der Fastenleitung, meine Selbstzweifel sofort zu erkennen. Eine solche Feinfühligkeit habe ich schon lange nicht mehr erlebt und stelle fest: Es gibt sie noch, die Menschen, die sich in die Situation anderer gut hineinversetzen können.
Zurück zur Normalität? Nicht so schnell…
Gut, nun durfte ich wieder anfangen, feste Nahrung zu mir zu nehmen. Aber nicht so, wie ich es vor dem Fasten gewohnt war. Nichts war es also mit der schnellen Rückkehr zur Normalität. Wobei man nach der kurzen und intensiven Phase des Fastens hinterfragen sollte, was am schnellen Herunterschlingen von Nahrungsmitteln normal sein sollte. Die Fastenleitung gab mir zu Beginn leicht verständliche Anweisungen. Langsam essen, gründlich kauen und auf das eigene Bauchgefühl hören. Manche Lebensmittel waren für mindestens eine Woche nach dem Fastenbrechen tabu. Auf Eat Smarter könnt ihr euch in etwa ein Bild davon machen, was für mich unter den Verboten fiel. Darunter auch mein heißgeliebter Kaffee. Naja, ich werde es schon überleben. 😉
Das Ende des Fastens war der Biss in einen Apfel.
Bevor ich wieder etwas Festes zu mir nahm, wurde ich darauf hingewiesen, dass ich wahrscheinlich alles sehr viel intensiver schmecken würde. Und, was soll ich sagen? Mein erster Biss war der in einen Apfel, der ungewohnt süß und fruchtig schmeckte. Was ich allerdings sehr viel spannender fand: Ich brauchte fast 40 Minuten, um diesen Apfel aufzuessen und er wirkte sich auch noch so aus, als hätte ich in einem Schub mindestens 3 Kaffee zu mir genommen. Geschmacklich eine unglaubliche Erfahrung. Was mir am meisten zusagte war allerdings die Rückkehr meiner Lebensenergien. Und die Laune? Die wurde mit den Tagen dann immer besser.
Im Naturpark waren dann die Tiere dran.
Im Naturpark Geras ging es dann ans große Fressen – zumindest für die Tiere. Ich konnte gerade zu Beginn gar nicht so viel Essen, war allerdings froh um jeden Bissen, den ich über den Tag verteilt zu mir nehmen konnte. Im Naturpark wurde den Besucher:innen gegen eine kleine Gebühr ermöglicht, spezielles Futter an die Tiere weiterzugeben. Die ließen sich nicht lumpen. Zuerst beobachteten sie einen (wie das Foto unten beweist) und dann kamen sie in Scharen. Wie schön es sein und wie sehr man selbst dabei entspannen kann, Tiere zu füttern. Ob ich auch so relaxed gewesen wäre, wenn ich davor nicht selbst etwas Festes gegessen hätte? Ach, wer weiß das schon.
Das Ende des Fastens: Lessons learned
Was nehme ich für mich aus dieser radikalen und zugleich interessanten Erfahrung mit? Die erste große Überraschung für mich war, dass ein Körper überhaupt so lange (und bei manchen sogar noch länger) ohne feste Nahrung zurechtkommt. Da realisiert man, unter welchen extremen Bedingungen Menschen zumindest für eine begrenzte Zeit lang klar kommen können. Diese Grenzerfahrung hat bei mir zudem sehr vieles zutage getragen, was mich zu lange vor allem seelisch belastete. Ich war also gezwungen, mich damit auseinanderzusetzen und in einigen Fällen abzuschließen. Damit konnte ich für mich neue Reize setzen und meinen Fokus schärfer auf das ausrichten, was mir wirklich gut tut.
Ich merkte, wie ich wieder produktiver wurde. Setzte Maßnahmen, von denen ich überzeugt bin, dass sie mich dauerhaft weiterentwickeln würden. Und ich realisierte erneut, dass nichts im Leben selbstverständlich ist. Begann zu begreifen, dass ich stolz auf mein bisher Erreichtes sein kann. Lernte, frische Lebensmittel wieder wertzuschätzen. Verstand, dass meine Freunde und meine engsten Verwandten mit das größte Glück in meinem Leben ist. Ja, man wird demütig, fokussiert – und ist letztlich unglaublich dankbar für diese Erfahrung. In diesem Sinne: Danke!