Puh… Inzwischen begehe ich den vierten Tag, ohne etwas Festes zu essen. Meine Laune erreicht stündlich neue Tiefstwerte und mein Körper reagiert immer extremer auf die Situation. Die anfängliche Neugier weicht dem Gefühl der Ernüchterung. Es kommt vermehrt schlechte Laune beim Fasten auf. Welch bedenkliche Momente ich in dieser Phase durchlebt habe, möchte ich in diesem Beitrag schildern. Es ist in gewisser Weise eine Reise in mein Innerstes.

Die schlechte Laune beim Fasten kam schleichend

Dabei hatte es ursprünglich sogar ganz gut angefangen. Die ersten 48 Stunden waren zwar – erwartungsgemäß – hart. Aber mein Körper hat auf so gut wie alle Maßnahmen genau richtig reagiert. Ich fühlte mich zwar körperlich etwas schlapp, aber ich hatte keinen übermäßigen Appetit oder gar Hunger. Und so ermutigte ich mich selbst mit solchen Beiträgen, wie sie bspw. auf Focus Online veröffentlicht wurden. Das klare Denken funktionierte erstaunlich gut. Nur das Schlafen in der Nacht fiel mir schwer – und vielleicht war dies eines der Knackpunkte. Denn: Wenn ich nicht schlage, kippt meine Stimmung und ich kann in der Folge echt unausstehlich werden.

Schlechte Laune beim Fasten (c) ausgeglichen unterwegs 2022
Es braut sich ein Gewitter zusammen – nicht nur vor der Tür (© ausgeglichen unterwegs, August 2022).

Andauernde Kopfschmerzen führen zur Verschlechterung der Laune

Die Laune beim Fasten verschlechtert sich zunehmend. Mit den nächtlichen Unregelmäßigkeiten beim Schlafen kommen tagsüber die Antriebslosigkeit und die Kopfschmerzen. Dabei sollte man sich beim Fasten moderat bewegen und möglichst viel Zeit draußen verbringen. Doch ich will ehrlich sein: Ich möchte nicht raus vor die Tür. Ich bin tagsüber unglaublich müde, genervt und die Kopfschmerzen werden immer schlimmer. Dabei trinke ich zwischen 2,5 und 3 Liter Wasser täglich. Honig rühre ich mich seit dem ersten Tag nicht mehr in den Tee und auch sonst sorge ich dafür, dass mein Körper keine „Ersatzdroge“ hat, an der er sich abarbeiten kann. Warum zur Hölle klappt das nicht?

Schlechte Laune beim Fasten – jetzt werde ich unausstehlich.

Zu den Kopfschmerzen und der Antriebslosigkeit gesellen sich nun weitere körperliche Symptome. Ein Mix aus Übelkeit und Magenkrämpfe kommt auf. Der Druck auf meine Augen wächst, je stärker die Kopfschmerzen werden (oder auch vice versa – wer weiß das schon so genau?). Ich kann kaum noch herzlich und von innen heraus lachen oder lächeln. Mein Partner bekommt mit der Zeit immer mehr von meiner schlechten Laune ab. Was mache ich hier überhaupt? Vielleicht ginge es mir doch besser, wenn ich gerade wo anders unterwegs wäre. Die Idee des Fastens während der Urlaubszeit kommt mir immer bekloppter vor. Und so gerate ich in eine sich immer weiter nach unten drehende Spirale. Ob das wirklich so zweckmäßig ist – ich zweifle daran.

Tag 4 – und ich zweifle alles an.

So langsam macht sich so langsam eine Erkenntnis breit, auch wenn ich unter den genannten Umständen gar nicht mehr so klar denken kann. Klar sitze ich in diesem Klosterfasten-Kurs drin und bin frustriert. Denn ich hatte in den letzten Monaten eine extrem harte Zeit, die mir wesentlich mehr an psychischer Resilienz abverlangt hat, als ich es mir eingestehen wollte. Ich zweifle daran, ob sich alles gelohnt hat. Überlege, ob ich nicht doch irgendwo ein neues Leben anfangen sollte. Fernab dümmlicher Kommentare, profilierungssüchtiger Individuen und ohne Menschen um mich herum, die ihren Alltag im üppigen Saus und Braus verbringen, ohne dabei auf ihre Nächsten Rücksicht zu nehmen. Ich fühle mich immer weniger verstanden.

Wie die schlechte Laune beim Fasten mich eine wichtige Entscheidung fürs Leben treffen lässt

In einem der wenigen klaren Momente entscheide ich allerdings, etwas in meinem Leben ganz radikal zu ändern: Mich interessiert es in Zukunft nicht mehr, welch unqualifizierte Meinung so mancher Mensch über mich hat. Ich merke, woher meine schlechte Laune kam: Bisher war ich, allen Beteuerungen zum Trotz, zu sehr darauf ausgerichtet, anderen Menschen zu gefallen. Das ist allerdings etwas, was ich nicht immer selbst beeinflussen kann. Denn es wird immer Leute geben, die ihre eigenen Probleme auf andere übertragen und sie damit in einen negativen Strudel mit hinunter ziehen. Darin sind viele Menschen nämlich „Weltklasse“. Das ist irgendwie verschwendete Lebenszeit, fällt mir nicht zum ersten Mal auf. Mehr noch: Ich merke, dass ich das auch gar nicht mehr will.

Sei für dich selbst verantwortlich. Egal was andere daherreden.

Sollen mich die Leute doch aburteilen, wie sie wollen. Mögen sie doch Unwahrheiten über mich verbreiten. Es interessiert mich nicht. Meine Entscheidungen werde ich in Zukunft nur vor mir selbst verantworten. Und so hatte diese fürchterlich schlechte Laune beim Fasten auch etwas Gutes: Ich musste zuerst durch diese Phase voller Schmerz und starker Selbstzweifel gehen, um zu realisieren, was für mich wirklich zählt. Von nun an nehme ich alles selbst in die Hand. Wenn jemand damit umgehen kann – super! Wenn nicht, dann nicht. Und das ist okay, denn nicht jeder hat mein bisheriges Leben gelebt und schon gar nicht das erreicht, was ich tatsächlich vorweisen kann. Zum Ende hin merke ich, wie sich eine bestimmte Selbstgewissheit breit macht. In gewisser Weise fühlt es sich so an, als habe ich die Kontrolle über mein Leben wieder.

Schlechte Laune beim Fasten - Alles wird gut (c) ausgeglichen unterwegs 2022
Letztlich wird alles wieder gut, wenn man zu den Entscheidungen steht, die man trifft. Wie beim Wetter: Nach einem Gewitter kommen die Sonne und der Himmel wieder zum Vorschein (© ausgeglichen unterwegs, August 2022).