Manchmal lasse ich mich zu etwas überreden, obwohl ich von Beginn an ein eher mäßiges Gefühl bei der Sache habe. So war ich gerade zu Beginn skeptisch, als mir vorgeschlagen wurde, man könne doch mal das Klosterfasten ausprobieren. Man höre schließlich, dass es total befreiend sein soll. Ich will ehrlich sein: Meine freie Zeit verbringe ich gerne mit Fotografie, Bewegung, Kultur und Genuss. Dass ich ausgerechnet das Fasten im Urlaub ausprobieren sollte, erschien mir etwas absurd. trotzdem willigte ich ein. Weil meine Neugier größer war.

Die Rahmenbedingungen fürs Fasten im Urlaub

Durchführen kann man das Klosterfasten zum Beispiel im Stift Geras. Dieses liegt in der Gemeinde Geras (Waldviertel / Niederösterreich), in der 1.283 Einwohner zu Beginn des Jahres 2022 gemeldet waren. Bei der Ankunft vor Ort konnte man bereits feststellen, dass man vor allem sehr viel Ruhe zum Fasten haben würde. Denn das Fasten selbst sollte es ganz schön in sich haben: Sieben (!) Tage lang sollte man beim Klosterfasten kein festes Essen zu sich nehmen. Stattdessen wird morgens ein (!) frisch zubereiteter Frucht- und Gemüsesaft aufgetischt. Am Abend soll es dann eine Suppe sein. Ohne Einlagen und erst recht ohne Salz. Dafür dürfe man davon etwas Nachschlag nehmen. Und das war es dann mit der Nahrung. Man möge möglichst ausreichend Wasser trinken.

Fasten im Urlaub Stift Geras (c) ausgeglichen unterwegs 2022
Das Stift Geras in Niederösterreich bietet diverse Fastenkurse an (© ausgeglichen unterwegs, August 2022).

Die No-Gos beim Fasten

Während das Trinken von Kräutertees während des Fastens grundsätzlich erlaubt ist, fällt alles weitere, was Spaß macht oder besonders gut schmeckt, weg. Das heißt für mich unter anderem: Kein Kaffee. Als Kaffeejunkie natürlich eine echt harte Herausforderung. Schwarz-, Früchte- oder Grüntees waren auch nicht erlaubt. Substituieren war somit nicht drin. Kein festes Essen, kein Kaffee, keine Limos – nichts. Es wurde der Fastengruppe mitgeteilt, dass man nach der Buchinger-Methode faste. So weit, so… unbekannt für mich. Na, ob die Idee, dass man das Fasten im Urlaub durchführt, wirklich so glorreich war? Doch ich will nicht meckern. Stattdessen möchte ich mich darauf einlassen und schauen, was das mit meinem Körper so macht.

Die Umgebung fürs Fasten im Urlaub

Rein landschaftlich betrachtet mag ich die Umgebung um das Stift Geras. Die Ortschaft Geras liegt im Waldviertel. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist Geras zwar erreichbar. Doch man sollte sich auf eine etwas längere Fahrt einstellen. Die beste Verbindung ist über Wien und Retz mit dem Zug und anschließend mit dem Bus weiter nach Geras. Vor dem Stift hält der Bus an. Am Ortsrand von Geras gibt es zudem einen Naturpark. Dieser könnte während der Fastentage ein beliebtes Ausflugsziel werden. Denn was gibt es beruhigenderes, als mit (sehr wahrscheinlich) leerem Magen Tieren ausgerechnet beim Fressen zuzuschauen? 😉

Bewusster Verzicht

Vielleicht sollte man nicht allzu oft in den Naturpark spazieren, um den Tieren beim Fressen von fester Nahrung zuzusehen. Ich kann mir zum jetzigen Zeitpunkt vorstellen, dass das auf Dauer ganz schön frustrierend sein kann. Man kann sich schließlich in den Gemäuern des Gästehauses des Stifts zurückziehen und für einige Tage in sich gehen. Gedanken sortieren. Zur Ruhe kommen. Und für einige Tage nicht einfach nur wahllos etwas konsumieren. Stattdessen soll das Fasten im Urlaub ein bewusster Verzicht sein, der im besten Falle eine Steigerung der Achtsamkeit zur Folge hat.

Keiner / Keine ist komplett auf sich allein gestellt.

Das Klosterfasten wird von einem sehr umsichtigen Fastenbegleiter moderiert. Er gibt gleich zu Beginn wertvolle Tipps. Damit die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht die gesamte Zeit allein das Fasten durchführen, werden regelmäßige Wanderungen angeboten. Nachmittags hätte man zudem noch die Möglichkeit, sich in die Hände einer gut ausgebildeten Physiotherapeutin zu begeben. Ein Wellness-Urlaub solle es zwar nicht sein, doch man könne sich schon die eine oder andere schöne Stunde gönnen. Das Motto ist jedenfalls klar: Niemand ist allein und eine Qual soll es auch nicht sein. Nun, da bin ich auf die nächsten Tage gespannt.