Ja, ich gebe es zu: Für mich ist das Verbinden von Arbeit und Urlaub etwas, was ich gerne mache. Die sogenannte Workation ist für mich somit nicht nur ein weiterer Trend sondern Teil meines Lebens. Aus meiner Sicht ist es praktisch, da man das Angenehme (Arbeit) mit etwas Entspannung (Urlaub) verbinden kann. Ich sehe darin in gewisser Weise eine fast schon unverschämt ausgeglichene Work-Life-Balance. Es trifft sich also gut, dass ich derzeit in aller Ruhe eine Workation planen kann. Dabei gilt es diverse Dinge zu beachten, damit aus der Verbindung von Arbeit und Urlaub eine unvergesslich tolle Zeit wird. Im folgenden möchte ich euch einen kleinen, schrittweisen Planungs-Guide zur Verfügung stellen.
Eine Workation planen – Schritt #1: Die Auswahl der Destination
Wohin verschlägt es mich bei meinem nächsten Urlaub? Das ist wohl die zentralste aller Fragen, wenn man auf Reisen ist. Eine weitere könnte aber auch sein: Was brauche ich denn, um mich vom Alltag abzugrenzen und zu erholen? Und ab hier scheiden sich schon die meisten Geister, da jeder Mensch so ziemlich eigene Vorstellungen über eine gelungene Reise hat. Solange man sich selbst nicht zu sehr unter Druck setzt und sich fast schon klischeehaft den eigenen Urlaub ausmalt, bevor man den angetreten ist… Also, schön realistisch bleiben und einen kühlen Kopf bewahren. Denn bei einer Workation sollte man bedenken, dass man vor Ort eine gewisse Infrastruktur braucht, um remote arbeiten zu können.
Flexibel von überall arbeiten
Gerade innerhalb der EU lässt sich eine Workation gut planen. In den meisten Großstädten gibt es diverse Coworking-Spaces, in denen man (meistens) eine stabile Internetverbindung hat. Und wenn man mal eher im Ländlichen unterwegs ist oder gerade gemütlich an der Strandbar sitzt, dann tut es auch der eigene Hotspot via Smartphone, sofern man einen Mobilfunkvertrag mit ausreichend Internetvolumen abgeschlossen hat. Die EU jedenfalls hat dafür gesorgt, dass das sogenannte Roaming keine teure Angelegenheit mehr ist. Egal ob in der Stadt oder am Strand: Remote Working ist in der heutigen Zeit definitiv machbar. Ich habe mich, gemeinsam mit einer Freundin, dafür entschieden, meine nächste Workation in einer Stadt zu verbringen.
Eine Workation planen – Schritt #2: Die Unterkunft
„So, wie man sich bettet, so liegt man.“ Manchmal stellt man sich allerdings die Frage: Wie genau will ich mich denn betten? Die Auswahl an Unterkünften – gerade in Städten – erscheint endlos zu sein und alle Anbieter preisen natürlich an, dass genau ihr Angebot das Beste sei. Sicherlich ist es aber auch eine Frage des finanziellen Budgets, das man zur Verfügung hat. So ehrlich muss man schon sein. Zu Beginn suche ich über einschlägige Buchungsplattformen nach Unterkünften und schaue mir das alles in Ruhe mal an. Tipp: Wenn man weiß, dass man nicht am gleichen Tag die Unterkunft bucht, empfiehlt sich das Löschen der Cookies. Sonst werden die Unterkünfte bei der nächsten Suche automatisch teurer.
In Ruhe arbeiten oder doch networken?
Die Unterkünfte haben neben ihren eigenen Webseiten auch genügend Informationen auf den einschlägigen Buchungsplattformen hinterlegt. Wenn man also die Beschreibungen aufmerksam liest, dann kann man einschätzen, ob es sich um Unterkünfte mit einem Familien-Schwerpunkt, einem beliebten Treffpunkt für Geschäftsreisende, einer Wellness-Oase oder um Unterkünfte für ein besonders feierwütiges Publikum handelt. Letzteres und Ersteres würde ich, auch wenn es noch so lustig werden könnte, eher vermeiden. Meine Entscheidungen mache ich abhängig davon, ob ich nun eher in Ruhe arbeiten oder doch auch mit anderen Geschäftsleuten ins Gespräche kommen will. Manchmal ergibt sich das auch aus den bevorstehenden Aufgaben.
Eine Workation planen – Schritt #3: Infrastruktur
Ob es nun ganz intensiv ans Netzwerken geht oder auch nicht – in jedem Fall sollte man in einer halbwegs professionell geführten Umgebung arbeiten können. Dabei bieten Coworking-Spaces aus meiner Sicht genau die richtigen Räume hierfür an. An solchen Orten treffen viele unterschiedliche Geschäftsleute und in manchen Fällen auch Studierende zusammen. Neben den netten Gesprächen, die sich spontan ergeben können, fällt auf, dass die Arbeitsatmosphäre in solchen Spaces sehr konzentriert wirkt. Ohne allerdings wirklich steif und gezwungen zu sein. Die Leute sind manchmal so konzentriert, dass man in einem gut geführten Coworking-Space auch mal in Ruhe eine Masterarbeit verfassen kann. Das kann ich zumindest aus eigener Erfahrung berichten.
Meist eine stabile Internetverbindung und gastronomische Verpflegung
Das Wichtigste bei den Coworking-Spaces ist allerdings die Internetverbindung. Auch hier kann ich aus eigener Erfahrung berichten, dass die meisten dieser geteilten Arbeitsorte eine recht stabile Verbindung haben. Ein Meeting, eine Zusammenarbeit oder das simple Schreiben auf einer Online-Basis sollte somit ohne weitere Komplikationen möglich sein. Damit man im Coworking-Space einen guten Platz bekommt, sollte man allerdings schon recht früh da sein. Der frühe Vogel und so… wer kennt ihn nicht? Ganz praktisch ist es zudem, dass man vor Ort meistens etwas essen kann. So erweitert man nebenbei den kulinarischen Horizont – und kommt mit netten Menschen ins Gespräch. Netzwerken, auch während einer wohlverdienten Pause, geht halt doch irgendwie immer.
Eine Workation planen – Schritt #4: Der Weg zur Destination
Tja, wie kommt man denn jetzt hin zur Destination? Das ist in letzter Zeit sehr schwer zu beantworten. Im Normalfall würde ich an dieser Stelle schreiben: Kommt ganz darauf an, wie weit der Weg dort hin ist. Doch auch hier kann ich inzwischen aus eigener Erfahrung eine weitere Facette hinzufügen. Denn es kommt ganz darauf an, welche Verkehrsmittel überhaupt zur Verfügung stehen. Das liest sich im ersten Moment wirklich befremdlich. Leider kann ich darüber berichten, dass ich Anfang Juni bei einem meiner Trips in der 1. Klasse der DB zwischen Plattling und Nürnberg auf dem Boden sitzen musste, weil die Sitzplatzreservierung nicht funktioniert hat. Gemütlich war’s nicht. Und so richtig tolle Werbung fürs Bahnfahren war es leider auch nicht.
In jedem Fall frühzeitig buchen
Trotz frühzeitiger Buchung des Tickets für die 1. Klasse blieb mir die Bekanntschaft mit dem Boden des ICEs der DB nicht erspart. Nun, ich will niemanden in die Pfanne kloppen. Von daher gehe ich aus, dass das hoffentlich nur eine Ausnahme war und das IT-Team der DB die Reservierungsplattform wieder zum Laufen gebracht hat. In jedem Fall würde ich empfehlen, sehr frühzeitig das Ticket zur Fahrt zu buchen oder im Notfall auf andere Verkehrsmittel auszuweichen. Mir tut das als leidenschaftliche Bahnfahrerin schon etwas weh, im Fall der Fälle wirklich auf ein anderes Verkehrsmittel zurückgreifen zu müssen. Aber es gehört irgendwo zu meiner Sorgfaltspflicht den Leser:innen gegenüber, vor völlig überfüllten sowie unpünktlichen Zügen (in Deutschland) zu warnen.
Unterbrechung: Hier folgt nun ein kleiner Rant – dann geht es weiter.
Ich will hier überhaupt nicht raunzen – aber: Hey, Deutsche Bahn. Get your sh*t together! Und weitet gefälligst eure Kapazitäten aus. Selbst in Italien und in vielen anderen (ost-)europäischen Ländern kann man verlässlicher mit der Bahn verreisen. Und diese Nationen sind bei weitem nicht so wirtschaftlich wohlhabend wie Deutschland. Und kommt mir bloß nicht mit der Ausrede, dass z. B. die Instandhaltung der Infrastruktur so schwierig, Corona oder gar die Fahrgäste an allem Schuld seien. Die SBB (Schweiz) und die ÖBB (Österreich) schaffen es auch, ihre Infrastruktur aufrecht zu erhalten und sind pünktlicher als die DB. Und die haben in ihren Ländern so etwas wie Berge. Die nennt man Alpen, wenn ich in meinem Studium richtig aufgepasst habe. Oder einfach mal die Augen offen hatte, während ich hier in Österreich mit der Bahn fahre und die Sauberkeit sowie Pünktlichkeit der Züge genieße.
Eine Workation planen – Schritt #5: Die Freizeitgestaltung
Kommen wir nun mal zum erholsamen Teil. Ja, neben all der Arbeit darf die Freizeit beim Planen einer Workation nicht zu kurz kommen. Schließlich darf man bei einer Zeit mit „work + vacation“ auch jene Stunden genießen, in denen man gerade nicht arbeitet, um so nebenbei die innere Ausgeglichenheit zu stärken. Hier würde ich euch zu folgender Vorgehensweise raten: Qualität über Quantität. Das dürfte nun wieder für reichlich Irritationen sorgen, gerade in Zeiten von Instagram und weiteren sogenannten sozialen Medien. Ich kann es euch allerdings erklären: Es geht eigentlich gar nicht so sehr darum, möglichst viel in einem Trip zu sehen. Das stresst nur und sorgt dafür, dass ihr weder achtsam noch ausgeglichen unterwegs seid.
Was macht mich in meiner Freizeit glücklich?
Empfehlenswerter ist es, sich gezielt zu überlegen, was einen denn glücklich macht. Oder einfach nur entspannt. Oder auch beides. Warum solche Gedanken nicht mal auf dem Papier festhalten, z. B. in einer Art Mindmap? In jedem Fall würde ich vorher recherchieren, welche Aktivitäten sich für die freie Zeit vor Ort eignen, um sich ein wenig erholen zu können. Ist es eine Sehenswürdigkeit, die man immer mal schon gesehen haben wollte? Oder ist es ein ganz besonderes Lokal, das einem bei der Recherche aufgefallen ist? Egal was es ist – just do it your way! Du hast es selbst in der eigenen Hand. Und was andere über deine Freizeitgestaltung denken, kann dir nun wirklich egal sein.
Eine Workation planen – Schritt #6: Der richtige Style
Die Arbeitszeiten sind fixiert, Unterkunft und Züge gebucht, die Gegend ausgecheckt und die Freizeitgestaltung steht auch? Glückwunsch! Nun kann man sich im nächsten Schritt überlegen, welche Kleidung man für diesen Trip wirklich braucht. Aus meiner Sicht fällt das in den Sommermonaten etwas leichter als im Winter. Denn gerade als Frau kann man entscheiden, ob man zum Business-Meeting bspw. ein Kleid trägt oder doch lieber zur Kombi aus eleganter Bluse und leichter Stoffhose zurückgreift. In jedem Fall sollten die Outfits so ausgesucht sein, dass man sie farblich untereinander mehrfach kombinieren kann. Es gibt zu dieser Thematik zahlreiche Blogger:innen, die sich geäußert haben – doch am hilfreichsten finde ich diesen Beitrag.
Eine Frage des Dresscodes
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Es geht nicht darum, die neuesten Outfits aus irgendwelchen Fashion-Weeks spazieren zu tragen. Das überlassen wir mal schön den Designern und Models. Vielmehr geht es darum, auf der Workation weder under- noch overdressed zu sein. Und falls jetzt Einwände kommen: Doch, man kann overdressed sein. Das wird dann mitunter sehr peinlich, wenn man bspw. mit einem Designer-Kleid im Kino sitzt und alle anderen drum herum eher in Freizeitkleidung (inkl. Sneaker) um einen herum den Film genießen wollen. Man sollte sich somit die Kleidung dem Anlass entsprechend aussuchen. So schwer ist das nun wirklich nicht. Die Grundregel: Im Businessfall eher schlicht bis elegant, in der Freizeit dürfen es gerne Sneaker und T-Shirts sein. So lange alles farblich zusammenpasst.
Eine Workation planen – Schritt #7: Das technische Equipment
Dieser Schritt ist einer, der je nach persönlichen Bedürfnissen unterschiedlich ausgeführt werden kann. Im Grunde genommen geht es darum, welche technischen Hilfsmittel man während einer Workation mitnimmt. Für gewöhnlich hat man das Smartphone immer mit dabei, weil man darauf (meistens) gut erreichbar ist. Ab dann wird es allerdings etwas kniffliger. Denn: Brauche ich zwangsläufig einen leistungsstarken Laptop oder tut es das leichtere Gerät (z. B. ein Tablet oder ein 2-in-1-Convertible)? Zu klären gilt es auch, ob man in der Freizeitbeschäftigung auf technisches Equipment zurückgreifen will.
Fotografieren während des Aufenthalts
Es ist natürliche eine Frage des persönlichen Geschmacks, was man fotografieren und wie man somit Erinnerungen festhalten möchte. Für Schnappschüsse, die dann meistens auf Instagram landen, reicht im Normalfall ein Smartphone. Die Kamera-Technologie ist so weit fortgeschritten, dass diese geschossenen Fotos eine gute Qualität aufweisen. Trotzdem bin ich jemand, die ihre Spiegelreflexkamera mit hat. Das hat damit zu tun, dass ich auf dieser nicht erreicht werden kann und meine Augen nicht erneut auf ein Display starren. Außerdem experimentiere ich gerne mit dem Zoom und den Objektiven, die ich mit dabei habe. Diese Spielerei leiste ich mir auch und gerade bei einer Workation.
Eine Workation planen – Schritt #8: Das Gewicht des Gepäcks
Ob man nun mit der Bahn unterwegs ist oder andere Verkehrsmittel nutzt – das Gewicht des Gepäcks sollte man definitiv im Auge behalten. Mal abgesehen davon, dass man die Unterkunft meistens nicht an den Hauptverkehrsknoten, wie z. B. Bahnhöfen, bucht: Das Gepäck ist während der gesamten Reise mit dabei. Das heißt, dass man es, gerade bei Umstiegen, mit sich schleppen muss. Es geht gar nicht so sehr darum, dass man möglichst viel auf Workation mithat, sondern dass man den Koffer bspw. intelligent packt. Eine zu große Auswahl an Kleidung und Schuhen kann sogar belastend sein. Besser ist es, genau darauf zu schauen, wie lange man unterwegs ist und was man wirklich braucht.
Die Möglichkeit des Wäschewaschens vor Ort
Sollte die eingepackte Kleidung für die länge des Aufenthalts doch zu knapp bemessen gewesen sein, dann gibt es immer noch die Möglichkeit, die eigene Wäsche vor Ort zu waschen oder waschen zu lassen. Ob das nun in der Unterkunft ist oder im SB-Waschsalon in der Nähe davon – in der heutigen Zeit muss man gerade in großen europäischen Städten nicht befürchten, mit schmutziger Kleidung unterwegs sein zu müssen. Es gibt somit auch für solche Situationen eine Lösung. Vielleicht kann man das in den Vorab-Recherchen zur Workation berücksichtigen. Das nimmt einem auf jeden Fall jede Menge Druck und noch viel mehr Gewicht vom Gepäck ab.
Eine Workation planen – Schritt #9: Der Spaß darf nicht zu kurz kommen.
Also, wer es geschafft hat, bis hierhin den Blogbeitrag zu lesen – Respekt! Damit jetzt aber keine geistige Müdigkeit (oder schlimmer noch: Stress) aufkommt, sei an dieser Stelle angemerkt: Man darf auch Spaß haben. Ja, man soll sich sogar amüsieren. Das Leben ist zu kurz und unberechenbar, um es bis ins allerkleinste Detail durchzuplanen. Klar, es ist schon praktisch, wenn man solche Reisen gut plant. Aber eigentlich geht es darum, die Achtsamkeit zu fördern und die innere Ausgeglichenheit zu stärken. Denn sonst kommt man aus der Workation erschöpfter zurück, als man sie angetreten hat. Das kann ja nun wirklich nicht das Ziel sein, oder?
Zeitliche Freiräume schaffen
Nicht falsch verstehen: Planung ist gut und wichtig. Doch die Kunst ist es, sich zeitliche Freiräume zu schaffen, in denen man Zeit für sich hat. Das sind dann genau diese Minuten (oder Stunden) am Tag, in denen man bewusst wahrnehmen kann, wo man gerade ist und was man erlebt. In solchen Zeiträumen kann man mit Bedacht ein- und ausatmen, die Augen schließen und realisieren, in welch einer privilegierten Position man doch sein muss, um solche Freiheiten genießen zu können. Vielleicht entwickelt sich dann bei einzelnen Personen auch so etwas wie Dankbarkeit für das Erlebte. Oder aber man realisiert, wie weit man es mit Fleiß, Ehrlichkeit und einer gewissen Ausdauer gebracht hat. In jedem Fall sollte man allerdings den Spaß an der ganzen Sache nicht vergessen.