Happy Birthday, Interrail! Seit 50 Jahren können sich Personen, die in Europa wohnhaft sind, Interrail-Tickets lösen und sich auf Entdeckungsreisen begeben. Das ist ein wunderbares Jubiläum und eine gute Zeit, um meine letzte größere Zugrundreise Revue passieren zu lassen. Die fand im Sommer 2019 statt – also in der Zeit vor der Pandemie. Von Berlin aus startete mein Abenteuer und führte mich in einigen bekannten und unbekannten Städte Zentral- und Westeuropas. Wie es ist, mit dem Zug unterwegs zu sein und was man bei der Planung berücksichtigen sollte – das erfahrt man in diesem Beitrag.

Bevor es losgeht: Die Planung

Eine entspannte Rundreise beginnt in der Regel mit einer ausführlichen Planung. Dabei gibt es zahlreiche Dinge, die es zu beachten gilt, wie z. B. das Budget, die Unterkünfte, die Route sowie das benötigte Reisegepäck. Am besten überlegt man sich genau, was man vorhat und schreibt sich alles auf. Wer es lieber digital mag, kann sich einen Ordner auf den Laptop-Desktop anlegen. Vorteil: Beim Hochfahren des Rechners sieht man den Ordner und erfreut sich daran, dass eine wunderbare Reise bevorsteht. Ein Tipp noch: Fange bei der Planung, trotz möglicher künftiger Pandemien, so früh wie möglich an.

#1: Überprüfe dein verfügbares Budget.

Lasst uns übers Geld reden. Ja, richtig gelesen. Bevor man sich auf eine Reise begibt, dann sollte man schon wissen, womit man planen kann. Dabei sollte es keine Tabus geben. Warum denn auch? Sowohl ein Beitrag von Business Insider als auch ein Artikel von Utopia legen nahe, dass es sich durchaus lohnt, über finanzielle Belange zu sprechen. Wenn du dein Budget kennst, weil du bspw. die letzten Monate intensiv auf diese Reise gespart hast, dann teile diesen in einem weiteren Schritt in verschiedene Blöcke ein. Gehe dabei folgende Punkte durch:

  • Wie viel Geld brauche ich für die Fahrten?
  • Wohin möchte ich verreisen?
  • Wie ist das Preisniveau in den Destinationen?
  • Was kosten mich all die Unterkünfte zusammen?
  • Wie viel sollte ich für das Essen zur Seite legen?
  • Brauche ich ein gesondertes Budget für die Aktivitäten vor Ort?
  • Wie lange bin ich unterwegs?
  • Rücklagen für etwaige Notfallsituationen berücksichtigen.

#2: Lege deine Route fest.

Nachdem klar ist, wie viel Geld zur Verfügung steht, geht es an die Planung der Route. Dabei sollte man sich überlegen, welche Ortschaften man während der Reise besuchen möchte. Für meine Rundreise 2019 wollte ich einen Mix aus Metropolen, großen Städten und kleineren Ortschaften haben. Keinesfalls fehlen durfte das Meer. Denn dort fühle ich mich am wohlsten und kann so richtig abschalten. Ein wenig Kultur darf natürlich nicht fehlen und die Kulinarik sollte dabei auch nicht zu kurz kommen. Und so kam es, dass sich meine Reiseroute im Jahr 2019 wie folgt zusammenstellte:

  • Berlin (Start)
  • Amsterdam
  • Paris
  • Limoges
  • Toulouse
  • Barcelona
  • Sant Pere Pescador
  • Lyon (Abschluss der Reise)
Made with Flourish

#3: Schaue nach Unterkünften – und reserviere sie.

Die frühzeitige Suche nach Unterkünften kann dafür sorgen, dass man früh Gewissheit über die jeweiligen Nächtigungsmöglichkeiten auf der Reise hat. Gleichzeitig sorgt es für Planungs- und Finanzierungssicherheit. Das heißt, dass man sehr früh weiß, wie viel vom gesamten Budget für die Unterkünfte berücksichtigt wird. Wenn man also ohnehin schon nach Unterkünften für die Reise schaut, dann sollte man sie auch gleich reservieren. Erfahrungsgemäß werden die Preise nicht günstiger und die Kapazitäten der Unterkünfte knapper, je näher die Reise heranrückt.

Mit dem Zug unterwegs - Basketballplatz vor der Unterkunft in Amsterdam (c) ausgeglichen unterwegs
Wenn man bei der gebuchten Unterkunft in Amsterdam ankommt und dann feststellt, dass ein Basketballplatz direkt beim Hotel zur Verfügung steht. Dann schnell mal den Basketball auspacken und ein paar Körbe werfen gehen (eigene Aufnahme, 01. August 2019).

#4: Auswahl des Interrail-Tickets

Welcher Interrail-Pass für die eigene Reise passt, kann man auf der offiziellen Interrail-Seite erfahren. Für meine Reise im Jahr 2019 wäre der Pass „10 Reisetage in 2 Monaten“ für derzeit 401 € der passende Interrail-Pass gewesen. Im Schnitt hätte ich mit der Rückfahrt zum Ausgangspunkt um die 44,56 € pro Fahrt bezahlt. Ein sogenannter „Global Pass“ wäre in meinem Fall teurer gewesen, da dieser für Personen über 26 Jahren 670 € kostet. Dabei gilt es bei den Interrail-Pässen zu beachten, dass für die meisten Hochgeschwindigkeitszüge eine Reservierungspflicht gilt und diese häufig mit zusätzlichen Kosten verbunden ist. Weitere Pässe und die Beförderungsbedingungen findet ihr auf der Webseite von Interrail. Fazit: Nehmt euch genügend Zeit, um alle Fahrten gründlich durchzurechnen und reserviert auch hier möglichst frühzeitig.

#5: Intelligent und bedarfsorientiert das Reisegepäck zusammenstellen

In einem meiner früheren Beiträge habe ich bereits darüber geschrieben, dass man das Reisegepäck möglichst zielgerichtet und bedarfsorientiert zusammenstellen sollte. Dabei überlegt man sich für gewöhnlich, was man auf der Reise an sich so vorhat. Um ehrlich zu sein: Bei meiner Rundreise 2019 hatte ich viel zu viel Gepäck dabei. Ich wollte unbedingt so viele Aktivitäten wie möglich auf dieser Reise unterbringen und genau das wirkte sich auf die Zusammenstellung meines Gepäcks aus. Darum habe ich meine Lehren daraus gezogen. Künftig werde ich mich auf das beschränken, was ich nun wirklich ganz dringend auf der Reise brauchen werde. Bei außergewöhnlichen lokalen Aktivitäten werde ich mich zuvor informieren, ob ich mir eventuell vor Ort das dafür benötigte Equipment ausleihen kann.

Mit dem Zug unterwegs durch Zentral- und Westeuropa

Wenn man alle Überlegungen und Handlungen der Planung durch hat, dann lässt es sich besonders entspannt auf den Abreisetag warten. Und wenn es dann los geht, dann weiß man (meistens), wie die Reise verlaufen wird. Die Sachen zusammengepackt, auf dem Weg zum Bahnhof, sich vorerst von einem wirklich sehr netten Mensch verabschieden, in den Zug steigen und wissen, dass man sich im Leben immer mehr als nur ein Mal sieht. Und nach einer Weile stellt sich so langsam die Urlaubslaune ein.

#1: Im Land der Träume…

Es hat so einige Vorteile, wenn man mit dem Zug unterwegs ist. Da fährt mal jemand anderes für mich und ich kann mich in dieser Zeit entspannen, etwas essen, einen Kaffee trinken oder auch die Landschaft beobachten. Während der Fahrt werde ich innerlich so ruhig, dass es gelegentlich vorkommen kann, dass ich ins Land der Träume abbiege. Ab und zu mal wache ich auf und sehe mich um. Habe ich geschnarcht? Und wo genau hält der Zug gerade? Nachdem ich mich vergewissert habe, dass ich meinen Ausstieg nicht verpasst und Menschen um mich herum nicht dauerhaft verstört habe, schlummere ich wieder ein und träume von einer schönen Zukunft, fernab jeglicher Miesmacher oder Besserwisser.

Mit dem Zug unterwegs - Sant Pere Pescador Beach Bar - Bier und Sonnenbrille (c) ausgeglichen unterwegs
Relaxen bei einem kühlen Bier am Strand von Sant Pere Pescador (eigene Aufnahme, 13. August 2019).

#2: Unterwegs und dabei wunderbare Reiseliteratur lesen

Doch manchmal bin ich zu aufgekratzt, um während der Zugfahrt zu schlafen. Lesen ist in solchen Situationen ganz praktisch. Denn hin und wieder fällt die Internetverbindung aus, da der Zug gerade einen Tunnel passiert. Bücher, Zeitungen oder Zeitschriften sind völlig unabhängig von einer stabilen Internetverbindung. Dabei ist es egal, ob sie analog oder digital vorliegen. Wenn ihr noch auf der Suche nach wirklich toller Reiseliteratur seid, dann kann ich euch mit einem absolut guten Gewissen den Online-Shop der Reisedepeschen empfehlen. Dort findet ihr eine feine Auswahl an sehr guten Büchern.

#3: Im Zug unterwegs Kontakte knüpfen

Etwas, was im Zuge der Pandemie vielleicht etwas seltsam erscheint, ist das Knüpfen von Kontakten während der Zugfahrt. Dabei spricht nicht viel dagegen. Gerade während einer Zugfahrt lernt man Leute kennen, die genauso gerne mit dem Zug unterwegs sind. Man muss ja nicht gleich die gesamte persönliche Lebensgeschichte offenbaren. Doch für ein bisschen Smalltalk wäre man grundsätzlich schon zu haben. Oder? Egal ob es das Wetter ist oder die wunderschöne Landschaft, durch die man gerade fährt: Traut euch wieder und redet miteinander. Denn Interrail ist doch in gewisser Weise auch das: Menschen aus anderen Regionen kennenlernen und sich untereinander austauschen.

#4: Mit dem Zug unterwegs sein und jeden Moment genießen

Man arbeitet sehr lange darauf hin, damit man anschließend in Ruhe verreisen kann. Nichts finde ich befremdlicher als Menschen, die selbst auf Reisen stressen und nörgeln müssen. Das vermeintlich schlechte Wetter oder der angeblich unfreundliche Service in einem Lokal… Man könnte sich über vieles auf einem sehr hohen Niveau aufregen. Doch bevor ich mich auf solche Launen einlasse, mache ich mein eigenes Ding. Klingt hart und in gewisser Weise egoistisch, ist allerdings ein Selbstschutz, den man nicht hoch genug schätzen kann. Denn Urlaub ist nicht das ganze Jahr über und die eigene Freizeit sollte man positiv gestalten. Und so sauge ich auf Zugreisen jedes Detail auf und erfreue mich, wenn ich an solch schönen Bahnhöfen wie in Amsterdam ankomme. Was für ein wunderschönes Gebäude.

Mit dem Zug unterwegs - Bahnhof Amsterdam Centraal (c) ausgeglichen unterwegs
Amsterdam steht für Weltoffenheit und Toleranz, wie man bspw. unschwer am Bahnhof Amsterdam Centraal erkennen kann (eigene Aufnahme, 01. August 2019).

Fazit: Mit dem Zug unterwegs zu sein ist wunderbar!

Manchmal frage ich mich, ob man ausgeglichener unterwegs sein kann, als während einer Zugfahrt. Nun, wenn man nicht allzu oft auf einer Fahrt umsteigen muss, dann gibt es kaum etwas entspannteres. Denn während man so durch Europa fährt, kann man schlummern, lesen, sich mit Menschen unterhalten und jeden einzelnen Moment genießen. Und manchmal hat man das Glück in Bahnhöfen anzukommen, die so sauber und gepflegt sind, dass sie einen damit wirklich herzlich Willkommen heißen wollen. Zudem empfinde ich die Planung einer Zugrundreise als gut durchführbar und relativ berechenbar (sofern nicht Unwetter die Pläne durchkreuzen). Warum sich also nicht auf ein solch schönes Abenteuer einlassen? Es spricht schließlich nicht viel dagegen.