Wie praktisch es doch wäre, Urlaub mit der Arbeit zu verbinden. Das geht sogar! In einigen Berufen, in denen sehr viel online gearbeitet wird, besteht dabei das höchste Potenzial, den Arbeitnehmenden diesen Wunsch zu erfüllen. Auf der ITB wurde zudem darauf hingewiesen, dass die Recherchen auf einer uns sehr bekannten Suchmaschine aufzeigen, dass Arbeitnehmende sich sehr mit diesen Gedanken beschäftigen. Bisher wird die sogenannte Workation von einigen Arbeitgebern allerdings nicht akzeptiert. Damit Workation allerdings in der Arbeitswelt ankommt, braucht es genau diese Akzeptanz. Ist Workation nur ein weiterer Trend?
Was es mit dem Trend Workation auf sich hat
In meinem ersten Beitrag im März 2022 habe ich mich mit den Entwicklungen und Trends der globalen Tourismusbranche beschäftigt. Diese Daten und Fakten wurden im Zuge der ITB Convention 2022 vorgestellt. Vorgestellt wurde in den Ausführungen der Trend Workation. Damit meint man die Verbindung von Urlaub und Arbeit. Da nicht alle die Arbeit mit dem Urlaub verbinden können, betrifft dieser Trend von allem Personen, die digital arbeiten und dies theoretisch von überall tun könnten. Immer mehr Stimmen in der Öffentlichkeit plädieren für diesen Trend, wie dieses Interview des trend-Magazins mit der Verkehrsbüro-Vorständin zeigt. Auch Jobplattformen befassen sich damit: Karriere.at bspw. schreibt in einem Beitrag darüber, dass man klare Regeln für Workation brauche.
Ein paar Daten zum Trend
Statista Q hat Daten von Google Trends ausgewertet. Dabei haben sie den Peak der Suchanfragen für den Begriff „Workation“ mit dem Indexwert 100 versehen und die restlichen Werte in Relation dazu gesetzt. In meiner Grafik (unter diesem Abschnitt) habe ich ausschließlich die Werte von Statista Q herausgefiltert, die besonders auffällig waren. Einen ersten „Suchanfragen-Boom“ erfuhr demnach der Begriff Workation zu einer sehr frühen Phase der globalen Pandemie. Der bisher höchste gemessene Wert der Suchanfragen wurde im Frühjahr 2021 registriert. Dieser Trend scheint sich derzeit auf ein sehr hohes Niveau fortzusetzen. Es lohnt sich also, die Entwicklung der Workation weiter zu beobachten.
Konfliktpotenziale und Vorteile von Workation
Überall dort, wo man Vorteile erwartet, sind Konfliktpotenziale nicht weit. Grundsätzlich bleibt es jedem selbst überlassen, wie man verschiedene Aspekte betrachtet und abwägt. Aus meiner persönlichen Sicht kann ich mit dem Trend Workation sehr viel anfangen und er sagt mir enorm zu. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich dann immer besonders kreativ bin, wenn ich mit mir im Reinen bin und mich dadurch ausgeglichen fühle. Zudem sollte man, so mein Standpunkt, die Wirkung von neuen Eindrücken nicht unterschätzen. Das sorgt dafür, dass man den eigenen Horizont erweitert. In den folgenden Absätzen möchte ich Aspekte erwähnen, die sowohl für als auch gegen die Workation sprechen.
Konflikt #1: Vereinbarkeit von Job und Privatem
Gerade in Beziehungen, in welchen die Protagonisten unterschiedlichen Jobs nachgehen, kann es zu Spannungen kommen. In einem differenzierten Beitrag des Magazins „Urlaubsarchitektur“ wird die Aufmerksamkeit auf mögliche Konflikte gelenkt. Wenn man seinen Laptop mit auf Urlaub nimmt, dann wird das z. B. nicht von allen Personen akzeptiert. Auch die Freizeitgestaltung kann so mal zur echten Herausforderung werden. Während man selbst am Vormittag noch einige Aufträge erledigen will, kann von der anderen Seite der Einwand kommen, dass man doch eigentlich im Urlaub sei und das doch später erledigen könne. Solche Missverständnisse lassen sich allerdings gut lösen. Wenn man dem mitreisenden Umfeld vorher klar mitteilt, wann man die Arbeitszeiten plant und zu welcher Zeit des Tages das Vergnügen im Vordergrund steht. Damit kann man zumindest das Verständnis des Gegenübers erhöhen.
Konflikt #2: Eine Frage der Disziplin
Wer kennt es nicht? Während andere gerade spaßig unterwegs sind und sich erholen, sitzt man selbst vor einem aufwändigen Auftrag. Mit den Gedanken schweift man ab – und schon ist die Produktivität im Keller! Stattdessen macht sich ein wenig Frust breit. Damit solche Situationen nicht allzu häufig vorkommen, sollte man sich einen konkreten Plan erstellen. To-Do-Listen sind dabei sehr hilfreich. Sie zeigen den eigenen Fortschritt bei der Arbeit und sorgen für besonders große Freude, wenn man sich selbst gesteckte Ziele nacheinander abhaken kann. Zudem bringen sie Struktur in die eigene Arbeitszeit. Wenn man sich selbst für die Arbeitszeit auf das fokussiert, was ansteht, dann ist die Freude auf die Freizeit danach umso größer. Mit ein wenig Disziplin und Struktur lassen sich solch kritische Phasen super überbrücken.
Vorteil #1: Abwechslung statt stressiger Alltag
Dass Workation nicht nur ein weiterer Trend ist, zeigt dieser Artikeln von Human Resources Manager. Dort werden fünf Gründe für Workation genannt. Besonders interessant sind dabei die Punkte „Workation für weniger Stress“ sowie „Jede:r dritte Arbeitnehmende wird durch Workation glücklicher, produktiver und entspannter“. Denn wenn man Arbeit und Freizeit miteinander in Einklang bringe, dann könne daraus ein ausgeglichener Tag entstehen. Dadurch fühlten sich die Arbeitenden weniger gestresst und seien mit sich selbst eher im Reinen. Neben selteneren Ausfallzeiten könne dadurch sogar die Produktivität steigen. Das geht zumindest aus einer Studie mit dem Nahmen „Work from here“ hervor.
Vorteil #2: Teambuilding und internationale Vernetzung
Vertreter:innen des Magazins t3n haben in einem Beitrag von ihren Erfahrungen in der Workation geschrieben. Neben ihrer Struktur und den gemeinsamen Meetings konnten sie erkennbar an ihrer Teamchemie werkeln. Die Motivation konnte durch den gemeinsamen Aufenthalt merklich gesteigert werden. Ein weiterer Punkt: Wenn man sich in ein lokales Coworking-Space einmiete, dann ermögliche das sogar das Kennenlernen örtlicher Unternehmen. Wie praktisch – internationales Netzwerken leicht gemacht! Und bei einem Feierabend-Drink redet es sich dann besonders entspannt mit den neuen Bekanntschaften.
Workation – nicht nur ein weiterer Trend
Wie reagiert die Tourismusbranche auf diesen Trend? Die gezielte Suche nach solchen Angeboten nimmt schließlich weiter zu. Eine kurze Eingabe des Begriffs in die Suchmaschine des Vertrauens liefert mehr als genug Ergebnisse. Diverse Regionen in den Alpen, die in einem Verein zusammen agieren und entsprechende Möglichkeiten der Workation anbieten, oder auch TUI als einer der bekanntesten Tourismuskonzerne weltweit haben bereits ihr Angebot für Interessierte veröffentlicht. Workation kann man somit völlig unterschiedlich organisieren, durchführen und erleben.
Darum könnte die Tourismusbranche vom Trend Workation profitieren
Der Workation-Trend hat einen sehr praktischen Nebeneffekt: Die Nebensaison könnte für genau diese Kundschaft genutzt werden. Realizing Progress führt zudem aus, dass neue Zielgruppen erschlossen werden könnten, die bei einer positiven Erfahrung möglicherweise wieder kämen. Auch könne ein Gegenpol zum schnellen Trip, zum Fast Tourism, geschaffen werden. Denn Personen, die gerade auf Workation seien, könnten öfter mit Locals in Kontakt kommen und wesentlich tiefer in örtliche Strukturen und Kulturen eintauchen. Mit der zunehmenden Workation würde zudem Infrastruktur geschaffen, die sowohl für die Wirtschaft als auch für die lokale Bevölkerung von Nutzen sein könnte. Eine verbesserte Internet-Infrastruktur wäre bspw. eine solche Maßnahme.
Der Trend Workation ist gekommen, um zu bleiben
Und mit dieser Einschätzung bin ich nicht allein. Der Verein Stadtmarketing Austria sieht diese Einschätzung ganz ähnlich. Sie führen in einem ihrer Beiträge aus, dass der Trend in der Zeit nach der Pandemie sich nicht ignorieren lasse. Von Workation könnten viele Unternehmen sowie Tourismusdestinationen profitieren. Aus meiner Sicht könnte dieser Trend dazu führen, dass Menschen ihren eigenen Horizont erweitern, neue Kontakte knüpfen und selbstständiger agieren. Dass dadurch sehr wahrscheinlich die eigene Zufriedenheit mit dem Job und mit dem Privatleben steigen könnte, ist ein weiterer guter Grund, um Workation vom Trend zum festen Bestandteil der modernen Arbeitswelt zu machen.
Wo sich Arbeit und Urlaub wunderbar ergänzen
Wenn jetzt wer Lust auf eine neue Erfahrung hat und Workation mal ausprobieren möchte, der kann sich darüber informieren, wo das am besten funktioniert. Und an dieser Stelle kann es schon mal verwirrend werden. Denn: Je nach Ansprüche seitens der Interessierten kann die Empfehlung anders ausfallen. Auch entsprechende Rankings können sich völlig unterschiedlich zusammensetzen. Es spielen somit sehr viele Faktoren in die Entscheidungsfindung eine große Rolle. Rankings versuchen diese Aspekte zu berücksichtigen. Doch ob die Topdestination eines Rankings genau das ist, was man für die eigene Workation braucht? Garantieren kann das keines der vorgestellten Rankings.
Top 10 der europäischen Workation-Destinationen – nach Anzahl der Coworking-Spaces
Statista hat für das Jahr 2021 mehrere Rankings aufgestellt. Ich habe mich für das europäische Ranking entschieden. Laut diesem ist London the place to work and to visit, weil es – mit Abstand – die meisten Coworking-Spaces (318) biete. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Barcelona und Paris mit jeweils 136 Coworking-Spaces. Berlin (127) und Madrid (125) komplettieren die Top 5. Zu der von Statista veröffentlichten Statistik habe ich eine Karte angefertigt, die unter diesem Absatz folgt. Darauf zu sehen sind die weiteren Destinationen, die in der europäischen Top 10 berücksichtigt wurden. Es fällt auf, dass es vor allem große Städte sind, die in dieser Top 10 vertreten sind.
Top 10 der europäischen Workation-Destinationen (holidu-Ranking)
Die Ferienhaus-Suchmaschine holidu.de hat ein eigenes Ranking erstellt. Dieser hat weitaus mehr Kennzahlen berücksichtigt als nur die Anzahl der Coworking-Spaces in einer Stadt. Sehr wichtig ist dabei die Internet-Geschwindigkeit, die an diesen Orten zur Verfügung steht. Ebenfalls berücksichtigt wurden die durchschnittlichen Preise für einen Kaffee oder zwei Feierabend-Bier. Das sind die Werte, die ich in der untenstehenden Grafik mit berücksichtigt habe.
Für die Macher:innen des Rankings waren zudem Aspekte wie der Durchschnittspreis pro Mahlzeit, die Anzahl der Sonnenstunden im Schnitt, die Anzahl der Sehenswürdigkeiten oder auch die monatlichen Kosten für eine Unterkunft wichtig. Und auch Instagram bekam entsprechend Aufmerksamkeit: Die Anzahl der veröffentlichten Bilder mit einem entsprechenden Hashtag wurde vom Team von holidu.de ebenfalls im Ranking berücksichtigt. Wer jetzt in der Kartengrafik 11 Städte zählt, liegt nicht falsch, denn Porto und Prag teilen sich den 10. Platz des Rankings. Platz 5 belegen gemeinsam Madrid und Bukarest.
Vom weiteren Trend zu einer gelungenen Workation-Erfahrung
Beide vorgestellten Rankings haben nur wenige Schnittpunkte. Lediglich 3 Städte kommen in beiden Rankings vor (Lissabon, Madrid, Barcelona). Die Platzierungen und die restlichen Städte des Rankings unterscheiden sich enorm voneinander. Daran erkennt man, dass nicht nur die Anzahl der Coworking-Spaces in einer Stadt ausschlaggebend dafür sein sollte, ob sich eine Destination auch gut für eine Workation eignet. Zudem wäre es hilfreich, wenn immer mehr arbeitgebende Unternehmen diese Form der Arbeit akzeptieren würden. Denn gegen eine Produktivitäts-, Kreativitäts- und Identifikationssteigerung für das Unternehmen wird wohl wenig einzuwenden sein, so zumindest meine Sichtweise.
Was für eine Workation wichtig ist
Was braucht es also für Interessierte, die eine Workation ernsthaft in Erwägung ziehen? Nach all den Ausführungen zuvor würde ich die unten aufgelisteten Aspekte betrachten. Ob diese für alle Workationers gleich wichtig sind, vermag ich nicht abschließend festzustellen. An dieser Stelle fasse ich lediglich und nur äußerst grob die Eindrücke zusammen, die ich beim Lesen der zahlreich verlinkten Artikel erhalten habe.
- Abstand zum Wohnort und zur gewohnten Arbeitsumgebung
- Eine sichere sowie stabile Internet-Infrastruktur in der Workation-Destination
- Einen Treffpunkt, an welchen sich man mit anderen Unternehmen vernetzen kann (z. B. Coworking-Space, organisierte Treffen seitens der lokalen Unternehmen in Bars oder Cafés, etc.)
- Bezahlbare Unterkunft, die ausreichend ruhig gelegen ist
- Klare Tagesstruktur und genaue Deadlines
- Ausreichend Getränke und Koffein 😉
- Einen Tisch und einen Stuhl, um arbeiten zu können
- Bonus: Eine schöne Aussicht auf die Landschaft oder Stadt
Persönliches Fazit: The Workation-Trend is my friend.
Mir kommt dieser Trend natürlich enorm entgegen. Vor einigen Jahren entschied ich mich bewusst für ein Studium, weil ich unabhängig von überall auf der Welt arbeiten und diese erkunden wollte. Für mich ist Weltoffenheit nicht einfach nur eine Floskel, sondern gelebte Realität. Und wenn man das mit einer Arbeit verbindet, der man sehr gerne nachgeht und die dem eigenen Bildungsstand entspricht, dann hat man sich in eine sehr privilegierte Position gebracht. Ich denke, gerade wenn man erfolgreich das eine oder andere Studium abgeschlossen und Fortbildungen im außeruniversitären Bereich absolviert hat, dann sollte dies letztlich der eigene Anspruch sein.
Workation heißt für mich aber auch, ein gewisses Risiko einzugehen. Jedes Mal dieselben Destinationen zu besuchen – ist zwar immer wieder schön, doch ein wenig fehlt mir hier die Abwechslung. Darum versuche ich auch, meinen Erfahrungsschatz zu erweitern indem ich Orte besuche, an denen ich bisher noch nicht war. Erst dann bekommt man neue (visuelle) Impulse, die die eigene Kreativität auf ein neues Level heben können. Bereichernd ist es für mich auch dann, wenn man neue Leute kennenlernt, die vielleicht einen ganz anderen Werdegang hatten. Wenn Arbeitspausen anstehen, dann bevorzuge ich es, hinauszugehen und die Schönheit eines Ortes zu genießen. In diesem Sinne: Be open minded! 🙂