Der Savona-Aufenthalt war zwar schön, aber relativ kurz. Deshalb reifte im Zuge der weiteren Reise die Entscheidung, diese Stadt auf der Fahrt zurück nach Österreich erneut zu besuchen. Von Savona ging es nun allerdings weiter zum eigentlichen Ziel der gesamten Reise: Nizza. Anstatt dabei die Autobahn entlang zu fahren, sollte es die entspannte Fahrt auf der Strata Statale 1 werden. Schön entlang der italienischen Riviera bis zur französischen Grenze und von dort immer weiter in Richtung Nizza. Wie wild es dann werden würde, konnte man nicht wirklich erahnen. Letztlich brauchte man für diese Fahrt Nerven aus Stahl.

Zu Beginn noch tiefenentspannt

Von Savona aus ging es in Richtung Südwesten, an einigen Badeorten entlang der italienischen Riviera vorbei. Dabei liegen auf dieser Route einige sehr interessante wie klangvolle Ortschaften: Finale Ligure, Imperia, Sanremo entlang der sogenannten Blumenriviera, zur Grenzstadt Ventimiglia und in Frankreich dann weiter über Menton und Monte-Carlo (Fürstentum Monaco) nach Nizza. Entlang der Strata Statale sollten es insgesamt 154 Kilometer sein. Die Fahrzeit würde, laut diversen Navigations-Systemen, insgesamt fast fünf Stunden dauern. Klar, dass man da nicht gleich an Stress denkt. Eher schon an die künftigen Kaffee-Sitzungen mit Blick aufs Meer. Und wenn man schon ein Mal in Sanremo ist, dann kann man dort auch gleich die Kaffee-Pause einlegen. So weit der Plan.


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„Barrierefrei zugänglich“ – Ach nee, doch nicht.

Bis Imperia war der Verkehr entlang der Strata Statale 1 noch durchaus erträglich. Zwischen Savona und Imperia bekommt man vor allem sehr viel vom Meer, von der Küste und den netten Ortschaften mit. Die Sonne schien über die meiste Zeit der Reise und die Temperaturen waren zwar etwas höher (um die 33° Celcius), durch den Fahrtwind allerdings noch recht erträglich. Immer wieder konnte man während der Fahrt einen wunderschönen Blick aufs Meer erhaschen.

Nerven aus Stahl - die Ruhe vor dem Chaos
Zwischen Savona und Imperia war es eine äußerst entspannte Fahrt (eigene Aufnahme vom 05. August 2021).

Zum späteren Nachmittag sollte eine Kaffee-Pause in Sanremo eingelegt werden. Der Blick auf das Meer würde uns schon entschädigen, so die Vermutung. Laut einer sehr bekannten Suchmaschine sollte es sehr viele Cafés am Stadtrand von Sanremo geben, die barrierefrei zugänglich wären. An dieser Stelle sei eine weitere Weisheit dieser Rundreise angebracht. Nur das Label „barrierefrei“ garantiert nicht, dass es auch für alle problemlos zugänglich ist. Aber für diese Interpretation von „Barrierefreiheit“ braucht man allerdings echt Nerven aus Stahl: Man hätte die Person im Rollstuhl die Treppen hinunter getragen. Einen Aufzug gab es in keinem der Lokale am westlichen Stadtrand von Sanremo.

Zehrt so langsam an den Nerven: der stockende Verkehr

Völlig entnervt von der „kreativen“ Interpretation von Barrierefreiheit und der entfallenen Kaffee-Pause ging es immer weiter in Richtung Frankreich. Vorher mussten allerdings irgendwo kurz vor Sanremo Käfige geöffnet worden sein. Anders kann ich es mir nicht erklären, warum die Anzahl an Mopeds schlagartig anstieg. Sie kamen von allen Seiten und schienen fest gewillt zu sein, auf halsbrecherische Art vor allen anderen an ihr Ziel gelangen zu wollen. Was auch immer das bringen sollte, konnte man nicht nachvollziehen. Die Konflikte zwischen Moped-Fahrer:innen und Auto-Fahrer:innen häuften sich.

Nerven aus Stahl - stockender Verkehr
Der stockende Verkehr ab Sanremo war eine Herausforderung. Die vielen Mopeds allerdings stellten die Nerven auf eine ordentliche Probe (eigene Aufnahme vom 05. August 2021).

Das Stop-and-Go sollte sich von Sanremo weg bis kurz nach der französisch-italienischen Grenze fortsetzen. Bis dahin waren eine sehr hohe Aufmerksamkeit und aufgrund des rücksichtslosen Fahrstils einiger Menschen auf der Straße Nerven aus Stahl gefragt. Die Straßenverkehrsordnung, die es in Italien – entgegen anderslautender Gerüchte – sehr wohl gibt, schien für diesen Streckenabschnitt aufgehoben zu sein. Polizist:innen griffen nicht ein, obwohl diverse Gesetzesübertretungen direkt vor ihren Augen vorfielen. Nun, Werbung für diesen Teil der Riviera waren die Erfahrungen zwischen Sanremo und Ventimiglia wirklich nicht.

Eine Wohltat für die geschundenen Nerven: Ab Menton wurde es wieder entspannter.

In Frankreich angekommen, verschwand der Verkehr genauso schlagartig, wie er ab Sanremo aufgetaucht war. Endlich konnte man wieder entspannter die Fahrt fortsetzen. Viele Aufnahmen habe ich von diesem Streckenabschnitt nicht, weil ich einfach nur die Landschaft und Orte genießen wollte, die nun im Lichte der Abendsonne erschienen. Diesen Teil der Strecke würde ich wirklich jedem empfehlen, der keine Probleme mit engeren und kurvigen Strecken hat und trotzdem etwas von der Region sehen will. Um nun auf die zu Beginn erwähnte Reisezeit zurück zu kommen: Ursprünglich waren fünf Stunden für diesen Streckenabschnitt geplant. Nun, es wurden insgesamt mehr als acht Stunden. Der Weg ist das Ziel, heißt es ja so schön. Bei dieser Fahrt war diese Redewendung mehr als zutreffend. 😉

Die Fahrt von Menton nach Nizza wurde auf den französischen Landstraßen fortgesetzt (eigene Aufnahme vom 05. August 2021).

Trotz des wirklich wahnwitzigen Verkehrs auf der Strecke würde ich eine solche Fahrt jederzeit erneut unternehmen. Denn diese Frische, die man entlang der Küste fahrend spürt, der Ausblick aufs Meer, die Landschaft und die vielen kleineren Ortschaften sind es letztlich absolut wert. Am beeindruckendsten war für mich der Abschnitt zwischen Menton und Nizza (absolute Empfehlung!). Wer weiß, vielleicht findet die nächste Fahrt auf diesem Abschnitt das nächste Mal zu einer anderen Jahreszeit statt. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass man außerhalb der Haupturlaubszeit keine Nerven aus Stahl braucht und die Fahrt dafür umso mehr genießt.