Menschen handeln, weil sie, im Normalfall, ganz konkrete Ziele verfolgen. Es gibt also immer ein Grund, weshalb Menschen bestimmte Verhaltensweisen an den Tag legen. In letzter Zeit konnte ich über meine Ziele und über mein Handeln nachdenken. Häufig drehte ich mich dabei im Kreis. Wusste nicht so recht, wohin mit mir. Auch, weil ich mir andauernd einreden ließ, dass ich bisher nichts erreicht hätte. Dann fing ich mit dem Journaling an. Damit realisierte ich letztlich, dass ich schon wesentlich mehr geschafft hatte, als Menschen um mich herum mir weismachen wollten. Parallel dazu entdeckte ich ein Begriff für mich wieder: Ausgeglichenheit. Ein wunderbares Wort, um das ich mein künftiges Wirken aufbauen möchte. Aber: Was heißt hier „ausgeglichen“?

was heißt hier ausgeglichen
Der Antholzer See: Ein wunderbarer Ort, um zur Ruhe zu kommen (eigene Aufnahme vom 16. Oktober 2017).

„Ausgeglichen“ im engeren Sinne

In meinem Fall heißt „ausgeglichen“ zuerst, wieder selbst zu mir zu finden. Reisen, bloggen, lesen, kochen und fotografieren helfen mir dabei. Unterwegs zu sein, das wollte ich schon seit meiner Kindheit. Es verhalf mir, ruhiger zu werden. Für mich war es sogar das größte Geschenk! Deshalb habe ich für mich den Beschluss gefasst, mich wieder viel mehr damit zu beschäftigen. Die Entscheidung darüber, was ich mir wann und wie vornehme, treffe ich für mich selbst. Anyway – was sich im ersten Moment vielleicht radikal anfühlt, kann letzten Endes genau das Richtige für einen selbst bedeuten. Um also dem Ziel der persönlichen, inneren Ausgeglichenheit näher zu kommen, strukturiere ich mein Leben dauerhaft um.

Was heißt hier ausgeglichen - Kopf über
Was heißt hier „ausgeglichen“? Sicherlich nicht, sich kopflos (oder Kopf über?) in etwas stürzen. In der Ruhe liegt schließlich die Kraft (eigene Aufnahme vom Herbst 2010 in Bath, Großbritannien).

So manche Reise unternehme ich allein. Das hat nichts damit zu tun, dass ich nicht gerne nette Menschen um mich herum hätte. Nur habe ich persönlich das Gefühl, dass ich beim Alleinreisen die Umwelt ganz anders wahrnehme. Außerdem lerne ich so mehr Menschen kennen, mit denen ich dann auch eine Zeit lang unterwegs bin. So wirklich einsam bin ich beim Alleinreisen also eigentlich nicht. In gewisser Weise brauche ich auch diese Form des Verreisens für mich, um eine innere Ausgeglichenheit zu schaffen. Damit schule ich meine persönliche Resilienz. Denn es braucht eine ordentliche Portion Optimismus, Selbstverantwortung, Akzeptanz und Selbstregulation, um lösungsorientiert sowie improvisationsgetrieben handeln zu können. Neben den neuen Beziehungen, die man beim Alleinreisen knüpfen kann, stärkt es den eigenen Fokus auf die eigene Zukunftsgestaltung. Klingt doch verlockend, oder?

Und im weiteren Sinne?

Damit wären wir nun bei einem vermeintlichen Widerspruch: Reisen und Nachhaltigkeit. „Ausgeglichen“ heißt für mich schließlich auch, auf die Umwelt zu achten. Die Ökologie ist neben der Ökonomie und der sozialen Dimension eine der drei tragenden Säulen der Nachhaltigkeit. Doch wenn man dauernd auf Achse ist, dann kann es ja eigentlich nicht so weit her sein mit dem Umweltschutz, oder? Ja und Nein. Die Frage ist, wie man sich fortbewegt und ob man nicht zusätzlich etwas Positives für das Klima bewirken kann. Stichworte gefällig? Finanzielle Kompensation und Klimaschutzprojekte sowie nachhaltige Mobilität. Um ein Beispiel zu bringen: Das letzte Mal bin ich im September 2018 geflogen (im Zuge einer Dienstreise). Ich vermeide also, so gut es geht, jeden Flug, den man aufgrund bereits ausgebauter Infrastruktur (Bahn- und Straßennetz) nicht in Anspruch nehmen muss. Wenn ich künftig doch wieder einen Flug nehmen muss, dann werde ich den finanziell kompensieren.

Was heißt hier ausgeglichen - letzter Flug
Was heißt hier „ausgeglichen“? Aufs Fliegen möchte ich, so gut es geht, verzichten. Hier eine Aufnahme von meinem letzten Flug (Herbst 2018).

Bevor es hier unausgeglichen wird…

Aber nun gut – hat ja nie jemand behauptet, dass im Leben und auf Reisen alles glatt liefe! Deshalb kommt es darauf an, was man aus den Umständen macht und wieviel Unterstützung man dabei erfährt. Persönlich denke ich, dass das Verreisen mit einem klaren Nachhaltigkeitsgedanken, der sich nicht nur auf die Ökologie bezieht, sondern in gleichen Teilen das Wirtschaftliche (Stärkung der lokalen Wirtschaft in der Urlaubsregion) und das Soziale berücksichtigt, ganz im Sinne einer gesunden und funktionierenden Tourismusbranche sein kann. Vielleicht ist es genau das, was es braucht, um letztlich „ausgeglichen“ zu sein.